Haupthindernisse,

defensive Strategien, die uns am Leben hindern ...

 

 

Im Grunde sind alle Overleaves neutral. Sie können im positiven, wie im negativen Pol ausgelebt werden. Die so genannten Haupthindernisse, MICHAEL nennt sie "Chief Features" oder "Chief Obstacles", sind da etwas anders, sie sind von Natur aus negativ.

 

Ursache ist in jedem Fall eine tief sitzende Angst. Sie dominiert das gesamte Denken, Fühlen und Handeln eines Menschen, wenn man sie nicht erkennt. Strategien sollen dagegen helfen. Ihre Folgen sind aber defensiv, wenn nicht sogar destruktiv.

 

Allen Haupthindernissen sind verschiedene Eigenarten gemeinsam:

 

1. Frühe negative Erlebnisse, die prägend wirken.

2. Fehlwahrnehmungen des Selbst, des Lebens und der anderen.

3. Ein anhaltendes Gefühl von Angst und Unsicherheit.

4. Eine unangemessenen Strategie zum Selbstschutz.

5. Eine Maske, damit man nicht "erkannt" oder durchschaut wird.

 

Die Haupthindernisse entstehen und verfestigen sich in der dritten internen Monade, also im Alter zwischen 12 und 22 Jahren, das primäre Haupthindernis etwas früher als das sekundäre.

 

Jeder Mensch hat mindestens ein so genanntes Haupthindernis, meist aber sogar eine Kombination von mehreren. Selbst alte Seelen auf der siebten Stufe sind nicht völlig frei davon. Sie können einen Menschen vollständig beherrschen oder aber auch nur "milde" im Hintergrund wirken. Ganz frei davon ist niemand. Die Seele wählt die Haupthindernisse für ein Leben bewusst aus, um mit dieser Facette der Persönlichkeit im physischen Körper Erfahrungen zu machen. Ängste hindern uns am Lieben, uns selbst und auch jeden Mitmenschen oder alles, was sonst existiert. Agape, die bedingungslose Liebe, als oberstes Ziel aller Existenz, ist nur angstfrei möglich.

 

Die Strategien der Persönlichkeit, mit diesen Ängsten umzugehen, sind die so genannten Haupthindernisse, denn sie hindern uns an freier Entfaltung, schränken damit unsere Lebensqualität ein und verhindern Entwicklung. Im Extremfall zerstören sie die Beziehungsfähigkeit oder sogar die eigene Existenz des Menschen.

 

Dazu MICHAEL: Jedes Haupthindernis ist eine vermeintlich wirksame Überlebensstrategie und eines der größten Irrtümer der Persönlichkeit ist es, davon überzeugt zu sein, dass man ohne sie nicht überleben kann. Ihre Verlockung besteht darin, dass sie uns in Zeiten von Stress und in schwierigen Situationen hilft, diese durchzustehen und zu überwinden.

 

Auch die Haupthindernisse haben ihre positiven und negativen Pole. Aber selbst im positiven Pol existiert die Angst, also eine von der falschen Persönlichkeit ausgehende Fehleinschätzung. Das bestätigt die Unzulänglichkeit dieser Strategien. Der positive Pol ist hier also nicht wirklich positiv, sondern nur eine Variante, die sich weniger negativ auswirkt. Nachhaltiges Verhalten im positiven Pol ist somit der erste Schritt heraus aus der Falle der Haupthindernisse

 

Um die Haupthindernisse vollständig zu überwinden, bedarf es ihrer Transformation, man nennt es auch Transzendenz. Es ist das Bewusstsein, dass die physische Existenz nur ein Ausschnitt, nur eine Perspektive des Seins ist. Viele Gurus propagieren genau diesen Zustand und lehren den Weg zur Erleuchtung; die wenigsten von ihnen haben es selbst vollständig geschafft und wenn doch, dann nicht nachhaltig, sondern nur, wenn sie sich aus der irdischen Welt mental oder auch physisch, zurückgezogen haben. Dieses Thema werde ich aber an anderer Stelle weiter ausführen. Hier nur soviel, die Seele hat sich für die physische Existenz ihre Haupthindernisse selbst gewählt, um damit die unterschiedlichsten Erfahrungen zu machen. Mit fortschreitendem Seelenalter (Bewusstseinsentwicklung) werden die Auswirkungen der Haupthindernisse milder, weil man sie erkennt und lernt, damit umzugehen. Sie sind dann weniger dominant.

 

Ängste entwickeln sich in der Jugend und bleiben meist bis ins hohe Alter bestehen. Sie entstehen durch Prägungen von außen. Die Urangst, nicht zu überleben, ist dem Neugeborenen fremd. Es kennt den Tod nicht. Dieses Bewusstsein wird ihm vermittelt und es wird tradiert von Generation zu Generation. Das Bewusstsein der Unsterblichkeit der Seele kommt spät oder oft gar nicht.

 

Die körperliche Existenz steht im Zentrum des Bewusstseins der meisten Menschen. Selbstzweifel und das Verhältnis zur nicht kalkulierbaren Natur und zu den Mitmenschen wirken bedrohlich. Fortlaufende negative Erfahrungen, schon ab der Kindheit, führen zu der Befürchtung, sie könnten sich wiederholen. Sie sammeln sich an und verstärken sich gegenseitig. So entstehen Ängste. Die defensiven Selbstschutzmechanismen vor diesen Ängsten sind die Haupthindernisse im Leben. Sie sind zwanghaft und sie machen einem das Leben schwer, weil sie zu negativen Verhaltensweisen führen unter denen man selbst und andere leiden.

 

Um Ängste zu eliminieren, muss man sie, mit ihren Auswirkungen auf unser Handeln und Sein, erkennen, sie sich bewusst machen, sie in Frage stellen und entscheiden, ob sie weiterhin Gültigkeit haben sollen. Das hört sich leichter an, als es ist. Ängste tarnen sich, verwandeln sich, verstecken sich - meist hinter anderen Ängsten - , sind hartnäckig, kommen wieder, auch wenn man schon meinte, sie losgeworden zu sein. Es ist ein langer Weg, ein Menschenleben reicht nicht aus, aber wir arbeiten in jeder Inkarnation ein Stück daran.

 

Wenn man sich ihrer bewusst wird, kann man daran arbeiten, man kann ihren Einfluss beschränken, man kann vor allem erkennen, wenn man "wieder einmal" aus einem der Haupthindernisse heraus gehandelt hat. Das ist Lernen.

 

MICHAEL nennt sieben Haupthindernisse,

hier zunächst die Übersicht:

 

E – Nr.

Haupthindernis

Angst vor

Achse und Ausrichtung

1

Selbstmissbilligung

Unzulänglichkeit

Inspiration, ordinal

2

Selbstsabotage

Lebendigkeit

Expression, ordinal

3

Märtyrertum

Wertlosigkeit

Aktion, ordinal

4

Unnachgiebigkeit

Unberechenbarkeit

Assimilation, neutral

5

Gier

Mangel

Expression, kardinal

6

Arroganz

Verletzbarkeit

Inspiration kardinal

7

Ungeduld

Versäumnis

Aktion, kardinal

 

Die ersten drei Reihen sind her nach innen gerichtet (ordinal), das Selbstwertgefühl ist eingeschränkt, die Lebensstrategie ist darauf ausgerichtet, diesen "Makel" zu verbergen, sich dafür zu bestrafen oder eine Opferrolle einzunehmen.

 

Die Mitte ist neutral, alles ist gut und richtig und so soll es auch bleiben.

 

Die letzten drei Reihen wirken auf das Außen (kardinal), also gegenüber den Mitmenschen. Das Selbst wird überschätzt und die Bedürfnisse der anderen werden ignoriert oder die anderen sind wertlos oder sie behindern das eigene Vorankommen.

 

Die erste Spalte zeigt wieder die Korrelation zu den sieben Energien.

 

Die Haupthindernisse sind eng verknüpft mit unserem Ego. Entweder ist es unterentwickelt oder übersteigert. Hier liegt der Tummelplatz der Psychologen, ein hoch komplexes Arbeitsfeld. Psychologen versuchen, Menschen zu kategorisieren. Es gibt viele verschiedene Typologien und die Zeitungen sind voll mit Persönlichkeitstests. Es ist aber nicht möglich – außer vielleicht mit einem Supercomputer – die vielen Überlappungen, Interdependenzen, Facetten und Aspekte der Persönlichkeit zu erfassen und darzustellen. Wir sehen in der Regel immer nur einen Teil der Wahrheit, aber auch das ist oft schon hilfreich.

 

 

Betrachten wir also einmal die Haupthindernisse im Einzelnen:

 

Selbstmissbilligung:

Ich bin zu dick, ich bin ein Idiot, ich kann mir nichts merken, bei mir geht immer alles schief, ich lasse sogar das Wasser anbrennen, dafür bin ich zu dumm, ich stehe Euch nur im Weg, mach Du das, Du kannst das viel besser. Das sind typische Aussagen der Selbstmissbilligung.

 

Ausgehend von der Angst vor der eigenen Unzulänglichkeit, sucht die Persönlichkeit nach Strategien, die daraus entstehenden negativen Folgen zu vermeiden. Ein Mensch mit dieser Eigenschaft macht sich selbst klein oder gar „unsichtbar“ für andere. Man „haut sich selbst in die Pfanne“, bevor es die anderen tun. Möglichen Angriffen möchte man zuvor kommen.

 

Man ist selbst voll und ganz von der Richtigkeit der Selbstwahrnehmung überzeugt. Selbstbewusstsein: Fehlanzeige. Das „Patentrezept“ heißt Schadensbegrenzung. Es besteht darin, die Erwartungen der anderen von vorn herein herunter zu schrauben. Man präsentiert sich seiner Umwelt als Loser, von dem man nichts Gutes erwarten kann. Gewünschtes Ergebnis: Kritik bleibt aus, man muss sich nicht rechtfertigen, weniger Stress.

 

Den negativen Pol nennt MICHAEL hier Selbsterniedrigung. Es ist der Zustand von permanenter Selbstkritik und eigener Herabwürdigung. Selbst die Erkenntnis, dieses Haupthindernis ausgewählt zu haben, führt oft dazu, dass es noch als Bestätigung dafür empfunden wird, wie unzulänglich man selbst ist. Das Image eines Idioten oder eines Nichtskönners wird in Kauf genommen, um regelmäßigen Demütigungen von anderen aus dem Weg zu gehen. Man wird nicht mehr gefragt, man wird nicht eingeladen, man isoliert sich so selbst, beklagt sein Schicksal, das unausweichlich erscheint und gerät so in den Strudel der Negativität.

 

Bescheidenheit und Demut beschreiben den positiven Pol. Das Ego ist nicht stark ausgeprägt, man unternimmt keine Anstrengungen, sich hervorzutun, empfindet sich als „normal“ und lebt gut damit. Man geht in der Masse unter, fällt nicht auf und erhält sogar gelegentlich positive Resonanz, weil Bescheidenheit ein gesellschaftlich akzeptiertes Verhalten ist und bisweilen sogar bewundert wird.

 

 

Selbstsabotage

Ich habe es nicht verdient, geliebt zu werden, ich bin ein Sünder und muss mich selbst kasteien, ich hab mich nicht im Griff, dafür muss ich mich bestrafen, ich muss die Welt von mir befreien, damit ich nicht noch mehr Unheil anrichte, ich bin dem Leben nicht gewachsen, mir ist alles zuviel, ich verliere die Kontrolle, ich ertrage mich selbst nicht, wie können mich dann die anderen ertragen. Diese so unterschiedlichen Aussagen beziehen sich alle auf das Haupthindernis Selbstsabotage.

 

Hinter Selbstzerstörung, oder in der milderen Form Selbstsabotage, verbirgt sich die Angst, dass man nicht in der Lage ist, sich in einer disziplinierten Art und Weise zu verhalten oder die Angst keine grundlegende Kontrolle mehr über seine Umgebung zu haben. Das hindert am Leben. Lebensangst ist ein Gefühl, dass man nicht zu bewältigen können glaubt. Gerät etwas außer Kontrolle, kann es sein, dass zwanghafte Verhaltensmuster entstehen oder dass willkürliche Handlungen erfolgen, die Selbstaufgabe bedeuten. Das kann auch der Suizid sein oder ein draufgängerisches Verhalten, das das Risiko des Todes mit einschließt. Der Tod verschafft letztlich Erleichterung, weil das eigene Leben "endlich" beendet ist und weiteres Leiden erspart bleibt.
 
Selbstsabotage hat immer etwas damit zu tun, dass die Beziehung zu sich selbst gestört ist. Es geht nicht um fehlendes Können oder unzulängliche Geisteskraft; ausgelöst durch frühe traumatische Erlebnisse oder Prägungen empfindet man sich als innerlich schlecht oder sieht in sich etwas Schlechtes, das um jeden Preis unter Kontrolle gehalten werden muss. Das ist anstengend und belastend. Es wird leichter, wenn man sich dem Leben entzieht. Die Palette reicht von Isolation bis zum Selbstopfer oder Selbstmord. 

 

Ein Kind das nicht verhindern konnte, dass es selbst oder die Mutter grundlos vom Vater geschlagen wurde oder das nie die Liebe und Aufmerksamkeit seiner Eltern bekommen hat, wie andere Kinder, kann in den Strudel der Selbstablehnung geraten, weil es für ihn keinen anderen Grund gibt, so behandelt zu werden. Die Psyche spielt den Menschen oft böse Streiche.

 

Einige Vergewaltigungsopfer sehen z. B. die Ursache für ihr Erlebnis nicht im Täter, sondern bei sich selbst, weil ihr attraktiver Körper die sexuelle Begierde des Täters geweck hat. Vielleicht hat das einmal ein Vater suggeriert und diese Prägung sitzt tief. Man versucht, sich mit allen Mitteln häßlich und unattraktiv zu machen, damit sich dieses Erlebnis nicht wiederholt. Magersucht oder das Borderline Syndrom können darauf zurückzuführen sein. In jedem Fall ist hier die Ablehnung des Körpers, der "Schuld ist" an allem, der Anstoß.

 

Aber auch in milderer Form gibt es Selbstsabotage. Die Ausrede: "Ich habe nichts anzuziehen und kann nicht mit auf den Ball kommen!" oder: "Ich bin zu dick, um mich den Menschen zu zeigen!" sollen verbergen, dass es eine Angst gibt, am Leben teilzuhaben. Das Versagen von Freude wird in Kauf genommen, um nicht in unkontrollierbare Situationen zu geraten. So kommt es zu Übergewicht oder man kleidet sich nachlässig. Auch Alkohol- , Drogen oder Spielsucht sind Formen von Selbstsabotage.

 

So ist für dieses Haupthindernis der negative Pol die Selbstopferung.  Alle "Maßnahmen" sind gegen sich selbst gerichtet: Ignorierung der wirtschaftlichen Existenz, der eigenen Gesundheit oder des eigenen Überlebenswillens. Ruinöses Verhalten, Selbstverletzung, Selbstverstümmelung bis hin zum Selbstmord sind dann dann mögliche Folgen.

 

Zu verzichten und Opfer zu bringen als freiwillige "Strafe" für die empfundene Schuld, ist der positive Pol. Entsagung und Entfernung von der Gesellschaft lindern den Stress. Die Tradition von Gottesopfern in Form von Tieropfern oder auch heute noch in Form von "eine Kerze anzünden" ist Ausdruck der Prägung durch viele Religionen, dass der Mensch von Natur aus schlecht ist und der Gnade Gottes bedarf. Ablaßbriefe und Gemeindekollekte geben den Gläubigen das Gefühl, ein bischen wieder gut gemacht zu haben. Charity für alle möglichen wohltätigen Zwecke ist heute besonders bei der wohlhabenden Schicht beliebt. "Ich habe ja großzügig gespendet, als Ausgleich für meinen "unverdienten" Reichtum", denn Mammon ist schlecht.

 

Menschen mit diesem Haupthindernis lassen sich stark davon leiten, was andere Menschen über sie denken. Sie urteilen über sich selbst negativ, befürchten, dass ihre Mitmenschen das ebenfalls tun und versuchen deshalb um jeden Preis, ihre "Fehler" und ihre "Schandflecke" zu überdecken. Um ihr selbstempfundenes negatives Image zu stützen, "hungern" sie förmlich nach Komplimenten. Aber selbst wenn sie diese bekommen, glauben sie es nicht. Sie wollen attraktiv sein, Botox und Schönheitsoperationen sind für sie verzweifelte Versuche, ihre selbstempfundene Häßlichkeit zu korrigieren. Die Ergebnisse sprechen oft für sich und bestätigen so das negative Selbstbild.

 

Ihre "guten Werke" tun sie nicht aus Liebe zu ihren Mitmenschen, sondern aus ihren Schuldgefühlen. Diese Menschen werden gern von anderen (besonders mit dem Haupthindernis "Gier") ausgenutzt, die diese Strategie durchschaut haben.

 

Wenn diese Menschen es schaffen, weniger davon abhängig zu sein, was die anderen denken und sich mehr auf ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu konzentrieren, können sie diese Angst vor Lebendigkeit überwinden. Kontrollwahn wird dagegen mit Sicherheit scheitern.

 

Bekannte Beispiele von Prominenten mit dem Haupthindernis Selbstsabotage sind: Vincent van Gogh, Diana, Prizessin von Wales, Kurt Cobain, Michael Jackson, Amy Winehouse, Fiona Apple, Sid Vicious und Lindsay Lohan.

 


Märtyrertum

Märtyrer sind aus der Sicht der Kirche Menschen, die sich für den Glauben opfern; die meisten wurden Heilig gesprochen. Der erste bekannte Märtyrer war Stephanus, der für sein Bekenntnis zu Jesus, wenige Jahre nach dessen Kreuzigung, zu Tode gesteinigt wurde.

 

Selbstmordattentäter sterben aus fundamentalistischer Sicht noch heute den Märtyrertod, obwohl der Koran den Selbstmord verbietet. Sie versuchen, durch ihren spektakulären Tod, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass der falsche Glaube ihrer Opfer Schuld ist an ihrem Tod und sie selbst für die „gerechte Sache“ gestorben sind. Es ist Rache für die empfangene Schmach durch die „Ungläubigen“, die sie selbst gedemütigt und unterdrückt haben. „Ich zeige Euch allen, welches Leid und welche Qualen ich auf mich nehme, damit die Welt sieht, welches Unrecht hier geschieht.

 

Die Selbstverbrennung der Mönche als Protest gegen Unterdrückung ihrer religiösen Traditionen ist ebenso zu verstehen.

 

Als Haupthindernis verbirgt sich dahinter die Angst vor Wertlosigkeit. Auch hier sind in der Regel Prägungen und frühe Erfahrungen verantwortlich, die in der Psyche Spuren hinterlassen. Kinder, die es ihren Eltern nie Recht machen konnten, die zu Unrecht für Missetaten beschuldigt wurden, die sie nicht begangen haben, die für andere den Kopf hinhalten mussten, die von der Mutter beschimpft und abgelehnt wurden, weil durch ihre Geburt eine Beziehung zerstört oder ein erfolgreiches, berufstätiges Leben beendet wurde, Kinder, die durch ihre strenge religiöse Erziehung „gelernt“ haben, dass nur ein leidender Mensch die Anerkennung Gottes erlangen kann, empfinden Wertlosigkeit, sehen sich als unnütz und unwert und sind durch diese Prägung außerstande, sich als Kind dagegen zu wehren.

 

Als Erwachsener ändert sich das Verhalten ins Gegenteil. In gemeiner Weise produzieren sie laufend, aber unbewusst, in ihrem weiteren Leben Situationen, in denen sie das vermeintliche Opfer sind, für das andere beschuldigt werden. Weil es ihre Gedanken beherrscht, ziehen sie solche Situationen regelrecht an. So ernten sie Mitleid und Beachtung und drehen den Spieß um. Das ist ihre späte Rache.

 

Ihre Maske ist immer die des unschuldigen Opfers. Selbstmitleidig und Mitleid heischend, sind sie die Menschen, die immer und überall über ihre Probleme erzählen, sich beschweren und immer sind es die Umstände, die Mitmenschen, das System oder sonst irgendwer, der daran schuld ist. Nie sind sie es selbst. Selbstverantwortung ist verloren gegangen, weil kein Selbstwertgefühl mehr vorhanden ist. Sie vertreten dabei ihre Position sehr überzeugend. Sie schaffen es auch geschickt, jede Hilfe abzulehnen oder als sowieso nutzlos zu bezeichnen. Täten sie das nicht, wäre ja ihr Leiden und damit ihre Opferrolle beendet.

 

Aus Opfern werden dann gern schnell Verfolger, die ihre wohlmeinenden Helfer beschimpfen: Siehst Du, ich habe ja gleich gesagt, dass Du mir auch nicht helfen kannst, ich bin eben immer der Dumme im Leben, der alles ertragen muss, ich armer ich …“ oder noch dreister: Ich hatte mich so gefreut, dass mir mal jemand hilft, aber jetzt hast Du es nur noch schlimmer gemacht …“ Dieses Spiel ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Jeder kennt in seinem Bekanntenkreis jemand mit diesen „Symptomen“. Ursache ist die Angst missachtet und gedemütigt zu werden und sich selbst als wertlos zu empfinden. Die „Scheinerfolge“, indem man den anderen vorführt, dass sie selbst auch nicht in der Lage sind zu helfen, also genauso minderwertig sind, ist schon für sie eine kleine Verbesserung des Selbstwertgefühls. Wenn ich nichts wert bin, zeige ich allen, dass sie es auch nicht sind.

 

Der Tod, oft auch (unterbewusst) dramatisch inszeniert, nach einer „unheilbaren“ Krankheit oder in einer schrecklichen Feuersbrunst, zeigt dann noch einmal allen, wie schwer es dieser Mensch im Leben gehabt hat. Das Bewusstsein im Tod, das Mitleid aller zu haben ist dann das höchste und letzte Empfinden.

 

Der negative Pol dieses Haupthindernisses ist Viktimisierung,

Opferhaltung, Selbstaufgabe, Leiden als Bestimmung. Schicksalhaft wird ihr Leiden zum Lebenszweck, jede Gegenwehr wird unterlassen. Oft verbringen diese Menschen ihr Leben immer wieder in Beziehungen mit "Partnern", die sie ausbeuten und mißbrauchen. Sie können sich nicht daraus lösen, weil sie nur durch den Gewinn der anderen ein Gefühl von Selbstwert erleben.

 

Im Positiven Pol befindet man sich, wenn man sich in Selbstlosigkeit übt. Schwaches Ego, Zurückstellung des eigenen Willens, klagloses Ertragen von Unglück, wohlmöglich der ehrlich gemeinte Hinweis, dass es anderen ja noch viel schlimmer geht, in der Rolle des Helfers unermüdliches auf sich nehmen von Beschwernissen, als Kämpfer der Einsatz für die Kameraden ungeachtet des eigenen Befindens, als Gelehrter ein entbehrungsreiches Leben für die Wissenschaft oder als Gestalter für die Kunst, das sind praktische Beispiele für positives Märtyrertum auch wenn immer noch die Angst dominiert, sonst nichts wert zu sein.

 

 

Unnachgiebigkeit

Dickköpfigkeit, Bockigkeit, Sturheit, Starrsinn, Beharrlichkeit, Unbeweglichkeit, Hartnäckigkeit, Eigensinn, Halsstarrigkeit, Verstockung, Rechthaberei, Konservativität, sind alles Facetten dieses Haupthindernisses. So war es, so ist es und so bleibt es, wenn ich es sage, wird es so gemacht, da könnte ja jeder kommen …, das sind ja ganz neue Sitten, bleibt mir vom Leib mit eurem neumodischen Kram, wehret den Anfängen, wenn ich den kleinen Finger reiche nehmt Ihr immer gleich die ganze Hand, das sind typische Aussagen von Unnachgiebigkeit

 

Dahinter verbirgt sich die Angst vor Veränderung und der damit verbundenen  Unsicherheit und Unberechenbarkeit. Neue Situationen sind unbekannt, gefährlich und bergen Risiken, deshalb müssen sie vermieden werden. Sogar eigene, innere Impulse, sich wohlmöglich selbst zu verändern, werden verdrängt. Gewohnheit schafft Sicherheit, Veränderungen könnten alles zerstören. Man sagt ja auch: "Jede Veränderung ist mit einem Verlust verbunden."

 

Ein Mensch mit diesem Haupthindernis bevorzugt es, allein zu entscheiden, ohne Rücksicht auf andere oder die Umwelt. Selbstzufriedenheit oder sogar Selbstherrlichkeit beherrscht die Handlungsweise. Man kann ihn von nichts überzeugen. „Nein“ ist sein Lieblingswort. Er selbst fragt selten um Rat oder Unterstützung bei Entscheidungen. Es werden auch keine Erkundigungen eingezogen, um eine fundierte und abgewogenen Entscheidung zu treffen, sondern er macht, was er für richtig hält, nur der inneren Eingebung folgend, die weder rational noch emotional begründet wird. Willkür und Inflexibilität bestimmen Denken, Fühlen und Handeln.

 

Die Strategie besteht deshalb darin, alles Neue zurück zu weisen und möglichst schon im Keim zu ersticken. Die Notwendigkeit von Veränderungen wird grundsätzlich abgelehnt. Missstände werden ignoriert oder beschönigt. Wünsche zur Verbesserung einer Situation werden als unvernünftig oder unlogisch abgetan. Es ist eine Verhinderungsstrategie, um den permanenten Kampf mit der nach Veränderung und Entwicklung strebenden Außenwelt zu bestehen, indem man einfach „Nein“ sagt. Begründungen sind nicht erforderlich. Punkt!

 

Wenn diese Strategie nicht erfolgreich ist, - Veränderungen erfolgen gegen den Willen - kommt es meist zu einen Ausbruch, der die dahinter liegende Angst offenbart: „Wie kannst Du Dich wagen, mir das anzutun. Das ist ungeheuerlich, ein unverschämtes Verhalten und eine Zumutung.

 

Der negative Pol dieses Haupthindernisses ist Starrsinn. Eine Starre, die verkrampft, einengt und bewegungslos macht. Eine Festschreibung des Bestehenden, unbeeindruckt von Logik, Wünschen und Gefühlen. Das Festhalten an einer schrecklichen Situation ist im Zweifel „ungefährlicher“ als jede mögliche Veränderung.

 

Bestimmtheit und Entschlossenheit kennzeichnen den positiven Pol. Hier empfindet sich der Mensch als unwiderstehliche Kraft. Egal, was jemand sagt oder einwendet, er besteht darauf, dass sein Weg der Richtige ist. Resolut und beharrlich steht er unerschütterlich wie ein Fels in der Brandung zu seiner Meinung. „An mir kommt keiner vorbei.“ „Wenn die Situation für mich gut genug ist, sollte sie es auch für die anderen so sein.“

 

Es gibt sicherlich viele Situationen, die von dieser Art der Entschlossenheit und Bestimmtheit profitieren, immer dann, wenn zum Beispiel jemand Folgen der Veränderung sieht, die andere unterschätzen. Weitsicht ist gepaart mit Bestimmtheit eine wertvolle Eigenschaft. Aber es kann auch nachteilig, schädlich und gefährlich sein, wenn ein Unglück in Kauf genommen wird, nur aus dem Grund, den eigenen Willen durchzusetzen.

 


Gier

Mit Gier oder Selbstsucht wird die weitgreifende Tendenz beschrieben, nach mehr zu verlangen, als man selbst braucht, begehrlich auf alles zu schauen, was andere besitzen und Besitz anzuhäufen als Selbstzweck, ohne es zu brauchen oder verdient zu haben, egal, ob es um Geld, Reichtum, Kleidung oder andere Besitztümer geht.

 

Auch das unstillbare Verlangen nach Stimulantien in Form von Speisen, Getränken, Drogen, Computerspielen oder Pornofilmen sind mögliche Varianten.

 

Es kann sich auch auf nicht Materielles, wie Liebe, Sex, Anerkennung, Macht, Ruhm oder sogar Wissen beziehen, die Bandbreite des unersättlichen Verlangens von Menschen mit diesem Haupthindernis ist groß.

 

Die wahnhafte Vorstellung, insbesondere durch den Besitz materieller Dinge glücklich sein zu können, ausgelöst durch das Gefühl von Mangel, gleichbedeutend mit unglücklich sein, treibt in diesen negativen Strudel, denn wenn ein "mehr" erreicht wurde, erscheint ein neues "mehr" und so weiter.

 

Man nennt diese Eigenschaft  oft nachsichtig einen Spleen, einen Tick oder eine Manie, es ist jedoch immer eine Abhängigkeit, eine Sucht damit verbunden. Schuhe kaufen ohne Ende, Shopping gehen bis die Kreditkarte "aufgibt", Sex-Partner sammeln, ohne Interesse oder gar Liebe, Bücher kaufen, ohne sie zu lesen, das sind nur ein paar weit verbreitete Beispiele.

 

Alles für sich zu wollen, niemals zufrieden gestellt zu sein, immer nur noch mehr haben zu wollen, unersättlich sein, Habgier, Neid, Geiz, Wollust, Völlerei, alle diese Eigenschaften werden von der katholischen Kirche als Todsünden verdammt. Auch für Buddhisten hindern Gelüste  an der Erleuchtung.

 

Heutzutage wird das gern abgetan mit: „Wenn ich es mir doch leisten kann …“ In unserer Wohlstandsgesellschaft sind wir an Fülle gewohnt, weniger ist unerträglich. „Brot für die Welt, Haxen für mich“ ist der Ausdruck von Selbstsucht von Menschen, die lieber nehmen als geben. Opportunisten sind immer auf der Suche nach Möglichkeiten, sich zu bereichern, möglichst ohne Gegenleistung.

 

Eine selbstsüchtige Person glaubt, dass sie attraktiv ist. Sie sieht sich im Zentrum des Universums mit einer starken Anziehungskraft, die alles zu einem bringt. Sie ist nur an sich selbst interessiert, erwartet aber von den anderen, dass sie an ihr interessiert sind. Sie schätzt es, das Zentrum der Aufmerksamkeit zu sein, dass alles von allein zu ihr kommt und das sie das auch verdient. Undankbarkeit für das, was man hat, ist oft damit verbunden.

 

Das Gesetz der Anziehung wird so von vielen falsch verstanden. Wenn der erwünschte Lottogewinn kommt, zerrinnt der Wohlstand oft in kürzester Zeit. Das Geld fließt nach dem Gesetz des Ausgleichs dahin, wo es gebraucht wird. Wie gewonnen, so zerronnen. Alles ist Schwingung, Ebbe und Flut.

 

Dahinter verbirgt sich die Angst, zu wenig zu haben, etwas entbehren zu müssen, nicht genug zu haben. Die Angst, irgendwann einmal Mangel leiden zu müssen ist unerträglich Die Strategie dagegen ist: Nimm mit. was Du kriegen kannst, egal wie, und gib nichts davon wieder her. Geiz und Habgier liegen dicht beieinander.

 

Nichts abgeben zu können, nichts wegschmeißen zu können, alles zu horten für schlechte Zeiten ist ein Phänomen, das besonders die Nachkriegsgeneration von ihren Eltern übernommen hat. Bei den so genannten Messies, die nicht nur alles sammeln, sondern überdies nicht in der Lage sind, zu organisieren und aufzuräumen,  kommt Selbstsucht in zweifacher Hinsicht zum Tragen: Selbst alles festhalten und andere müssen aufräumen. Wenn es nicht funktioniert, ist sogar das Elend der Müllberge kein Grund, das Verhalten zu stoppen, es ist eben auch eine Sucht.

 

Der positive Pol ist hier - wie bei allen anderen Haupthindernissen auch - nicht wirklich positiv. Es ist die Selbstbezogenheit. "Hauptsache mir geht's gut, wie es anderen geht interessiert mich nicht." Das Außen wird nicht wahrgenommen oder ausgeblendet, man ist unsensibel und unempfänglich für die Dinge, die in der Welt geschehen. Selbstbezogenheit geht mit mangelnder Fähigkeit zur Anteilnahme für andere einher.

 

Aus seiner Selbstverliebtheit leitet er ab, dass die anderen ihn doch auch lieben müssen. Er braucht aber andere nur, um seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Selbstbild und Fremdbild weichen hier stark voneinander ab. Was er möchte, nimmt er sich rücksichtslos oder er fragt - meist fordernd - danach und versteht nicht, wenn er auf Ablehnung stößt.

 

Unmäßigkeit ist der negative Pol. Die Übertreibung lässt es pathologisch werden. Die Person ist ein Nimmersatt, oft für etwas Bestimmtes, wie z. B. Schokolade, Sahnetorte oder Essen allgemein, mit den entsprechenden körperlichen Konsequenzen. Es ist auch oft das Geld, weil man dafür alles kaufen kann. Die unmäßige Gier konzentriert sich meist auf ein paar ausgewählte Dinge, die im Zentrum der Begierde stehen. Aber die in Unersättlichkeit gesteigerte Begehrlichkeit im Allgemeinen ist hier der dominante Charakterzug. 

 

Die Sehnsucht ist durch nichts in der Welt zu stillen. Und er gibt nichts davon, was er einmal hat, wieder her. Im Extremfall kann man so einen Menschen mit einem Blut saugenden Vampir vergleichen. Er kann nicht „Nein“ sagen zu sich selbst, er kann sich selbst nicht stoppen. Es ist zwanghaft. Selbstdisziplin ist nicht möglich.

 

 

Arroganz

Auch Arroganz oder Hochmut hat etwas mit falscher Selbstwahrnehmung zu tun. Es handelt sich hier um ein aufgeblähtes Selbstbewusstsein, ungeachtet der Realität. Im Volksmund werden diese Menschen als „eingebildet“ bezeichnet.

 

Man gehört zu den „besseren Leuten“, und das kann verschiedene Ursachen haben. Mancher bildet sich etwas auf seine adelige Geburt ein, für einen anderen ist es schon die „gut bürgerliche“ Familie, die einen abhebt von der Plebs.

 

Klassenbewusstsein ist besonders in Ländern mit großen sozialen Unterschieden zu beobachten. Aber auch bei den so genannten Neureichen – auf die die alteingesessenen Familien natürlich herabschauen – findet man dieses Haupthindernis.“ Auch wenn wir nicht von „hoher Geburt“ sind, stehen wir dennoch hoch über der Masse des „gemeinen Volkes“, wir haben eben gezeigt, wie man es schafft, an der Spitze der Gesellschaft zu stehen, wir gehören jetzt dazu.“ „Man ist ja wer …“

 

Diese Einstellung wir von den Eltern und dem Umfeld geprägt und gefördert. Ich erinnere mich, dass uns ein Lehrer auf dem humanistischen Gymnasium immer darauf hingewiesen hat, dass wir ja die Elite der nächsten Generation wären.

 

Das Streben nach Besserem, die Wertschätzung der Gesellschaft für Erfolg und der Wunsch dazu zu gehören treiben oft wunderschöne Blüten. Personen mit diesem Haupthindernis versuchen mit ihrer Selbstdarstellung, ihrem Auftreten, ihren Attitüden und ihrem übertriebenen Gehabe zu demonstrieren, dass sie wichtig sind und erhaben über dem Durchschnitt der Masse. Sie glauben, dass sie einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft leisten und haben eine verschobene Wahrnehmung ihrer eigenen Fähigkeiten, Talente, Intelligenz und sonstigen Eigenschaften. Sie müssen Perfektion demonstrieren, weil sie nicht perfekt sind. Das ist aber ihr Anspruch, sonst fühlen sie sich zu wenig beachtet.

 

Oft gibt es einen Wettstreit zwischen Personen mit diesem gemeinsamen Haupthindernis und dieser Wettstreit wird sogar gesucht, wie man bei den Bällen der Aristokratie oder auf der Rennbahn von Ascot oder in den Clubs der besseren Gesellschaft mit Schmunzeln studieren kann.

 

Sie können auch nicht ertragen, wenn jemand anderes versucht, ihre Privilegien zu ignorieren. Übertreibung macht anschaulich: „Stell Dir mal vor, meine Liebe, da hat doch neulich so ein dämlicher Opelfahrer versucht, mir meinen Parkplatz vor dem Haus streitig zu machen. Der wollte mir auch noch dumm kommen, da hab ich ihm aber gezeigt, wer hier die älteren Rechte hat. Ich stehe schließlich mit meinem Mercedes immer hier. So eine unverschämte Person, was bildet der sich ein …“

 

Dahinter verbirgt sich die Angst vor Verletzbarkeit oder vor negativer Beurteilung. Sie wollen sich nicht eingestehen, dass sie - gemessen an den Regeln der Gesellschaft - nicht perfekt sind und die anderen dürfen es schon gar nicht durchschauen, deshalb diese Maskerade. Sie entschuldigen sich nie, können keine Fehler zugeben und übertreiben regelmäßig in der Darstellung ihrer Erfolge und ihres Könnens oder ihres Scharfsinns, aber genauso auch bei den "Schrecklichkeiten", denen sie ausgesetzt waren.

 

Die Ursachen liegen wieder in frühen negativen Erlebnissen. Z. B. die Kritik von den Eltern: „Du kannst einfach nicht so logisch denken, wie Dein Bruder!“ führt dazu, dass dieser negative Vergleich mit erhaltener oder verwehrter Zuwendung verknüpft wird. Ich werde nur geliebt, wenn ich besser bin als andere.

 

Aber auch der Wettbewerb von Geschwistern untereinander um die Zuneigung der Eltern kann dazu führen. Kinder neigen oft dazu, ihre Geschwister bei den Eltern anzuschwärzen: „Der Peter hat aber heute nicht seine Zähne geputzt, ich aber wohl“ oder: Ich habe aber eine zwei mehr auf dem Zeugnis als Paul, da bekomme ich aber auch mehr Taschengeld. Das besser sein wollen und andere schlecht machen wird früh adaptiert.

 

Arroganz ist die gerade gegenteilige Strategie von Selbstmissbilligung, beides ist gleich falsch, basiert auf Minderwertigkeitsgefühlen, bewusst oder unbewusst, und führt zu diesen unterschiedlichen, pro-aktiven Strategien, um sich vor den befürchteten Folgen zu schützen. Bevor ich Opfer bin, werde ich lieber zum Täter.

 

Im positiven Pol haben wir Stolz. Ich bin ein guter Mensch, ich bin ein Leistungsträger und leiste gute Arbeit, ich benehme mich ordentlich und immer korrekt. Es ist schon Selbstgerechtigkeit aber keine Überheblichkeit gegenüber anderen. Man versucht seinem hohen Anspruch an sich selbst jederzeit gerecht zu werden und erwartet, dass das anerkannt wird. Falls jemand auf einen Fehler oder eine Unvollkommenheit hinweist, gibt es immer eine Rechtfertigung dafür oder eine gute Ausrede oder Entschuldigung, im Zweifel waren es die unvorhersehbaren Umstände oder die Schuld von anderen.

 

Auf der negativen Seite haben wir die Eitelkeit und die Selbstgefälligkeit. Hier dominiert das Gefühl der Überlegenheit oder der Erhabenheit über andere. Wie selbstverständlich geht man davon aus, dass andere minderwertiger sein müssen, als man selbst. Entsprechend werden die Mitmenschen behandelt, wie Untergebene, wie Dienstboten, wie Underdogs und im Extrem wie Abschaum. Für andere gibt es kein Lob und keine Würdigung oder gar Anerkennung. Der eigene Leistungsanspruch wird selbstverständlich auch von anderen erwartet, die diesem aber nie gerecht werden können. Entsprechend wird bei anderen nach Fehlern gesucht und lang und breit darauf herum geritten. Wenn es einmal nichts zu meckern gibt, wird gern auf frühere Fehler verwiesen und es wird natürlich übertrieben: „Sie haben schon immer diese nachlässige Art und Unzuverlässigkeit gezeigt, kein Wunder, dass sie es zu nichts bringen.“ 

 

 

 

Ungeduld

Alles hat seine Zeit und seine Stunde … könnte man allen sagen, die sich dieses Haupthindernis ausgesucht haben. Sie alle haben ein Problem mit der Zeit. Entweder entwickeln sich Dinge nicht schnell genug, oder die Zeit vergeht zu langsam, bis ein Ereignis eintritt.

 

Eiligkeit bestimmt das Leben, warten müssen ist die größte Strafe. Man packt deshalb gewöhnlich mehr Aufgaben in einen Tag, als man normalerweise schaffen kann oder man kalkuliert zu wenig Zeit ein für eine Aufgabe. Dadurch lässt derjenige, der ungern wartet, selbst oft andere warten.

 

Ein weiteres Problem stellt sich ein, wenn man versucht durch Voreiligkeit Dinge zu beschleunigen. Hastigkeit führt zu Fehlern, deren Korrektur oft mehr Zeit beansprucht, als wenn man es mit Ruhe getan hätte. Neue Aufgaben schon mal zu beginnen, obwohl die alten noch nicht erledigt sind, ist auch eine ihrer Angewohnheiten. Vor lauter Ungeduld wird nichts fertig, das ist kontraproduktiv, wird aber selten so wahrgenommen. Die fehlende Zeit ist Schuld und darüber wird sich permanent beklagt. Ich habe doch keine Zeit, ich bin schon zu spät …

 

Ungeduldige Menschen sind im Miteinander oft kurz angebunden, fahren anderen über den Mund, sind barsch, schroff und anmaßend und brüskieren mit diesem Verhalten ihre Mitmenschen, ihre Grobheit ist verletzend und unhöflich. Das macht sie nicht beliebt. Weil sie die anderen, die nicht schnell genug sind, als Behinderung ihres Selbst empfinden, werden sie „vor den Kopf“ oder tatsächlich an die Seite gestoßen. Aber sie erwarten selbst Respekt. Intoleranz entspringt diesem Denken, auch die Intoleranz gegenüber sich selbst. Eine permanente Anspannung und Verkrampftheit beherrscht das Leben, Aggressivität und Beleidigungen sind die Folge. Diese Menschen sind wirklich nicht beliebt, die Amerikaner nennen das „ a pain in the ass“ , was soviel wie Nervensäge bedeutet, man will ihnen soweit wie möglich aus dem Weg gehen. Das macht einsam.

 

Am liebsten macht der Ungeduldige sowieso alles selbst. „Hau ab, das dauert mir zu lange …“ oder: Lass mich das schnell machen, Du wirst ja nie fertig.“ Sind typische Äußerungen von Ungeduld, meist noch verbunden mit Schubsen, weil der "unglücksselige Helfer" nicht schnell genug zur Seite tritt. Jemanden um Hilfe zu bitten ist ein Zeichen von Schwäche oder gar eine Niederlage. Tut er es doch, dann oft nur, um wieder einmal zu zeigen, dass es nutzlos ist, man hätte es doch besser selbst gemacht. Rastlosigkeit und Unzufriedenheit sind so vorprogrammiert.

 

Man ist auch ein schlechter Verlierer, im Sport und auch im Leben. Schwäche ist nicht akzeptabel auch nicht für einen selbst. Ausrede ist dann wieder die fehlende Zeit: Hätte das Spiel noch zehn Minuten gedauert, hätten wir gewonnen, wir waren ganz nah dran und der Schiedsrichter hat sowieso zu früh abgepfiffen.“

 

Es ist die Angst, zuwenig Zeit zu haben und dadurch etwas zu verpassen oder zu versäumen. Aus menschlicher Sicht ist die Zeit begrenzt und die Lebenszeit ungewiss. Wenn in jungen Jahren der Erfolgsdruck zu Ungeduld führt, dann ist es im Alter die Furcht, nicht mehr alles zu schaffen, was man sich für dieses Leben vorgenommen hat.

 

Da sind noch so viele Bücher zu lesen, Reisen zu unternehmen, Freundschaften zu pflegen, Wohnungen einzurichten, Häuser zu bauen, Gärten anzulegen usw. und dann ist das Leben schon zu Ende. Manchmal zieht der Körper hier die Notbremse, es gibt eine schwere Krankheit, die einen ans Bett fesselt und zur Ruhe zwingt. Manchmal gelingt es dann umzudenken. Man merkt, was man alles verpasst hat in der Sorge, nichts zu verpassen.

 

Das Bewusstsein, dass ein Menschenleben gelebt und nicht durcheilt werden soll, dass die Bedürfnisse der Seele anders sind, dass Tun unwichtiger ist als Sein, dass die unsterbliche Seele alle Zeit der Welt hat, um sich zu entwickeln, kommt manchmal erst spät oder auch gar nicht.

 

Der negative Pol ist Intoleranz und Unduldsamkeit. Despotisches Verhalten wird mit Willensstärke verwechselt. Man ist sich selbst dessen nicht bewusst. Kleinigkeiten reichen aus, um „aus der Hose zu fahren“. Überreaktionen, Wut- oder Trotzanfälle sind häufig zu beobachten, kleine Provokationen reichen aus, um Schimpftiraden auszulösen. Ärger und Missmut bestimmen so den Tag, niemand kann es einem Recht machen. Andere Wege zum Ziel sind nicht denkbar. Unduldsamkeit und Respektlosigkeit gegenüber allem was behindert und jedem, der aufhält, fallen auf einen selbst zurück. Freunde hat man so selten.

 

Im positiven Pol steht Waghalsigkeit und Dreistigkeit. Knappe Zeit wird durch beherztes Eingreifen ausgeglichen. Der sicherere Umweg wird nicht genommen. Regeln und Gesetze werden verletzt, Personen, die einen aufhalten wollen werden mit kleinen Lügen: "Ich habe aber die Erlaubnis" ausgetrickst. Aus Ungeduld werden Risiken in Kauf genommen. Es wird Kompetenz demonstriert, ob das stimmt oder nicht ist egal. Das Ziel muss erreicht werden. Man springt ein, wenn sich niemand anders traut. Hat man Erfolg und niemand nimmt Schaden, hat man die Situation gemeistert und man ist der Held. So gewinnt man Freunde, es kann aber auch jederzeit schief gehen … 

 

 

Welchen Nutzen hat die Kenntnis seiner Haupthindernisse?

Wenn man sich mit den sieben Haupthindernissen das erste Mal beschäftigt, meint man vielleicht: „Die habe ich alle“. Mir ging es selbst auch so.

 

Natürlich haben wir alle mal Selbstzweifel, fühlen uns als Opfer, sind ungeduldig, begehren etwas oder sehnen uns nach etwas und versuchen mit „aufgesetztem“ Verhalten, andere zu beeindrucken. Wer ist schon ganz frei davon.

 

Gemeint sind hier auch nicht die kleinen Fallstricke des Lebens. Ein Haupthindernis dominiert so stark, dass es nicht nur unzufrieden macht, sondern dass man - bei aller Selbsttäuschung - lebenslang leidet und sich selbst nicht wohl fühlt. Man ist gefangen, tappt immer wieder in die gleiche Falle und findet nicht den Weg heraus. Es kann krank machen, denn es kostet immens viel Kraft.

 

Ich behaupte, dass ein Großteil der körperlichen Leiden ihre Ursache in psychischen Problemen hat. Hinter jedem Leiden verbirgt sich Angst. Sie führt zu Verspannungen, wenn es harmlos ist und zu Krebs, wenn der Körper die Notbremse zieht.

 

Angst kann man nicht wegdiskutieren. Psychotherapie, insbesondere Gesprächstherapie, ist meist langwierig und die Erfolge sind begrenzt, manche können ohne persönlichen Coach nicht mehr existieren. Konfrontationstherapie hilft zu erkennen, wie es ist, wenn das, vor dem man Angst hat, wirklich eintritt. Ist es wirklich so unerträglich oder eigentlich ganz harmlos?

 

Es bedarf einer Änderung des Bewusstseins. Ängste werden meist unspezifisch wahrgenommen. Man weiß nicht ganz genau, wo sie herkommen, nur, dass irgendwas nicht in Ordnung ist. Ordnung ist nur ein anderes Wort für Balance. Bei Unordnung ist etwas nicht im Gleichgewicht.

 

Es lohnt sich daher zu erforschen, worin die Ursachen liegen, wo sie herkommen und was es im Kern ist. Will man Wirkungen verändern, muss man die Ursachen ändern. Die Ursachen können – so ist es meist – in der Erziehung begründet sein. Gelten die alten Prägungen durch Eltern und Schule noch oder übernehme ich sie einfach unreflektiert? Was hat da mit mir zu tun und was will ich eigentlich selbst wirklich? Das sind hilfreiche Fragen.

 

Ursachen in zurückliegenden Leben haben etwas mit „noch nicht verarbeitet haben“ oder „noch nicht gelernt haben“ zu tun. Eine Rückführung kann hier manchmal helfen, diese Fragen aufzudecken, wenn man allein nicht weiter kommt. Sie ist aber auch nicht der "Königsweg". Selbstreflektion, kritisches Infragestellen der eigenen Position und deren Quellen ist oft schon erfolgreich.

 

Die Bereitschaft, Angst zu erkennen, sie sich bewusst zu machen, sie zu akzeptieren aber nicht länger zu erlauben, dass Ängste das Leben bestimmen, ist der Prozess, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Die Psyche ist das Verbindungsglied zwischen Körper, Geist und Seele. Wenn es keine Widersprüche gibt, Geist, Körper und Seele nicht gegeneinander arbeiten, dann ist die Psyche in der Balance. Sie ist gesund.

 

Vielleicht hat die Beschreibung der Haupthindernisse geholfen herauszufinden, was sich hinter der einen oder anderen Verhaltensweise von Ihnen oder jemand in ihrer Nähe verbirgt.

 

Erkenntnis verschafft Sicherheit, aber bleiben sie nicht an der Oberfläche. Und behalten Sie im Kopf: Wir können niemanden verändern, nur uns selbst. Den anderen hilft nur unsere Liebe.

 

 

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