Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit der existentiellen Frage nach dem Sinn des Lebens. Wann kann man sterben, wer oder was entscheidet darüber, den Übergang aus der physischen Existenz zu beginnen? Wann ist es vollbracht?
Die größte Freude und Erfüllung empfindet der Mensch, wenn er etwas geschafft/erschaffen hat. Was bedeutet das aber für die Seele in all ihren Konglomeraten und Versionen?
Seelische Entwicklung verläuft anders als das, was der Mensch als Fortschritt definiert. Seele - in all ihren Existenzen und Formen - sucht Entfaltung. Jede Inkarnation beinhaltet Möglichkeiten dazu. Hier sind es Erfahrungen, die nur in der physischen Körperlichkeit gemacht werden können. In jeder Inkarnation sind es neue Erfahrungen oder neue Perspektiven und Situationen, mit denen und in denen nach freiem Willen Entscheidungen getroffen und deren Auswirkungen erfahren werden.
Diese Situationen und die physischen Rollen darin sind vor der Inkarnation ausgewählt und orchestriert worden in Abstimmung mit allen beteiligten Seelenfragmenten. Die ausgewählten Overleaves gehören auch dazu. Dadurch definiert sich das Potential einer Inkarnation.
Dieses Potential kann allerdings nicht immer ausgeschöpft werden. Vereinbarungen sind nicht bindend, alle Beteiligten haben ihren freien Willen. Die "Dichte" der physischen Existenz führt zu unvermeidlichen "Reibungsverlusten". Szenarien sind nicht festgeschrieben, alle Beteiligten improvisieren. Das tatsächlich "machbare" Potential steht also "im voraus" nicht fest.
Der Mensch - das körperliche "Erfahrungs-Vehikel" - verfügt nur über ein eingeschränktes Bewusstsein und unterliegt dem Phänomen "Zeit", ohne das keine physische Erfarung möglich wäre. Auch das ist ein weiterer Unsicherheitsfaktor
Die Seele wird - solange dazu noch Möglichkeiten bestehen - veruchen, das Potential der Inkarnation, und damit ihren Wert, zu erfüllen. Die damit verbundene Interaktion zwischen Körper und Seele läuft für den Menschen meist im Unterbewusstsein ab. Manchmal fragt der sich, woher ein Gedanke, ein Impuls oder eine Vision stammen. Manchmal fällt diese Kommunikation auch schwer, wenn die "Passung" der Zusammenarbeit nicht optimal ist. Das ist nicht unbedingt ein Nachteil. Es können sich dadurch auch ungeplante Erfahrungen ergeben. Das "Eigenleben" des Menschen - sein freier Wille - kann helfen und auch behindern, die Seele nimmt es, wie es kommt.
So kann der Mensch über das Ende seines Lebens bestimmen oder es durch sein Verhalten herbeiführen. Auch die Seele kann sich aus einer Inkarnation zurückziehen, wenn sie keine weiteren Entfaltungsmöglichkeit mehr sieht. Der Körper wird dann folgen. Die Lebenskräfte schwinden.
Bei guter Zusammenarbeit zwischen Körper, Geist und Seele, wenn die Intuition bei Lebensentscheidungen Berücksichtigung findet, wenn die körperlichen Kräfte dazu passen, wenn die Monaden im positiven Pol abgeschlossen werden können, wenn also das Wertepotential erkannt und gelebt wird, dann erlebt auch der Mensch Freude über sein irdisches Dasein. Er hat ein erfülltes Leben geführt und wird es ohne Klagen und Widerstand loslassen können.
Menschen, die im höhen Alter "am Leben kleben", die Angst haben vorm Sterben, die glauben, sie hätten etwas verpaßt oder sie müssen noch so viel erledigen, befinden sich nicht im Einklang mit der Seele. Wenn man sich auch als alter Mensch über jeden neuen Morgen freut, sich fragt, was der Tag Neues bringen mag und neugierig bleibt, ohne enttäuscht zu sein, wenn es ein ruhiger, entspannter Tag wird, dann nimmt man das Leben, wie es kommt. Man akzeptiert auch den Tod, wenn er kommt.
Viele Menschen fragen sich, warum gibt es Fehlgeburten, Kindstod, Unfallopfer oder tödliche Verläufe von Krebs oder anderen schweren Erkrankungen in frühen Lebensjahren. Kann man auch in diesen Fällen von einem erfüllten Leben und von Werterfüllung sprechen? Eins ist für mich gewiß, die Dauer eines Lebens ist kein Indikator dafür oder dagegen.
Ein langes oder auch ein kurzes Leben ist kein Anhaltspunkt dafür, dass es eine "erfolgreiche" Inkarnation war auch die Einschätzung der Angehörigen ist dabei nicht hilfreich. Menschliche Wünsche und Wertvorstellungen sind nicht anzuwenden, wenn es um Werterfüllung geht. Die Seele unterliegt keiner weltlichen Beurteilung oder gar Gerichtsbarkeit, es ist auch nicht ein - wie auch immer vorgestellter - "Gott" oder eine andere "höhere Instanz. Nur die Seele selbst wird ihre Inkarnation evaluieren und daraus für die folgende Schlüsse ziehen. Das mag im Einzelfall schwieriger sein oder gar quälender, als ein Gottesurteil. Nur Selbsterkenntnis führt zu Bewusstseinserweiterung und Entwicklung. Irdische Strafen zu Lebzeiten gehören allerdings mit zu den wichtigen Erfahrungen, unabhängig davon, ob sie gerecht oder ungerecht verhängt werden.
Ich selbst habe während einer Inkarnation "zu Unrecht" mehr als 40 Jahre in Einzelhaft im Tower von Löndon verbracht, mit einzigartigen persönlichen Erfahrungen, an die ich mich in Hypnose erinnert habe.
Was können wir als Mensch also tun, um die Seele zu unterstützen?
In höherem Seelenalter fällt das sicher leichter, weil man vielleicht spürt, wenn ein Weg sich richtig anfühlt. Emotionen sind die besten Lehrmeister. Aber auch jüngere Seelen haben oft Wendepunkte im Leben genutzt, um Neues zu probieren. Neues ist immer interessanter - wenn ich dieses Wort gebrauchen darf - als immer im gleichen Trott vor sich hin zu leben. Spielerisches Ausprobieren und gute Selbstbeobachtung, sich selbst in Frage stellen und offen sein für "Anderes", ohne Bewertung in "besser oder schlechter", also auch mal aus dem Bauch heraus entscheiden und nicht nur mit der Ratio des Verstandes, das kann nützlich sein.
Ein Leben ist immer so wertvoll, wie man es macht und was man daraus macht. Hier sind sich Mensch und Seele einig, nur dass die Maßstäbe anders sind.
In diesem Sinne, mach was draus!