Mein vierjähriges Enkelkind sagte neulich „Ich glaub, ich krieg ’ne Krise“. Es haben natürlich alle darüber gelacht, Hintergrund war die Ablehnung eines Wunsches durch die Mama. Das Kind hat den aufgeschnappten Satz intuitiv „richtig“ angewandt, weil ihr Wunschbild nicht dem Ist-Zustand entsprach.
Mit „Krise“ wird heute jeder Konflikt bezeichnet. Dabei gibt es innere und äußere Konflikte. Depression kann zwar äußere Anstöße haben, ist jedoch immer ein innerer Kampf.
Der Begriff „Depression“ ist heutzutage fast schon ein Modewort geworden. Es ersetzt das, was früher die Migräne war. Durch die undifferenzierte Betrachtungsweise kommt es einerseits zur Übertreibung, andererseits aber auch zu Verharmlosung. Es gibt Menschen, die kokettieren mit ihrer Depression, andere versuchen sie zu verbergen, solange es eben geht. Ein freundliches Gesicht ist kein Garant für einen ausgeglichenen Menschen.
Eine vorübergehende mentale Verstimmung oder „schlechte Laune“ ist also noch keine Depression, kann aber der Einstieg dazu sein. Hierzu habe ich schon einen Blog Artikel geschrieben.
Depression, also länger andauernde, schier unüberwindliche Niedergeschlagenheit, verbunden mit vielen auch körperlichen Symptomen hat viele Facetten. Aus Sicht der Seelenlehre, die MICHAEL uns vermittelt, liegt die Ursache immer in der gefühlten Trennung von unserem Ursprung. Ich habe dazu an anderer Stelle eine Passage aus einem interessanten Channeling übersetzt.
Hier möchte ich meine Gedanken zu diesem Thema erläutern, wenn man so will, ein persönliches Fazit:
Depression im Zusammenhang mit dem manifestierten Seelenalter
Es gibt die Meinung, dass gerade die alte Seele oft von Depressionen betroffen ist, ja dass es ein typisches Merkmal der alten Seele sei, von Depressionen geplagt zu sein. Weil alte Seelen, die ansonsten schon die meisten neurotischen oder psychotischen Störungen in früheren Leben „bewältigt“ haben, doch oft noch unter Depressionen leiden, mag dieser Eindruck entstanden sein. Das führt sogar dazu, dass manche depressive Menschen, die sich mit der Seelenlehre auskennen, meinen, sie müssten deshalb ein hohes Seelenalter haben. Das sehe ich nicht so.
Ich glaube, dass jedes Seelenalter „seine“ typischen Depressionen kennt. Sie gehören zum Leben, wie euphorische Freude auch. Es sind Zustände, die kommen und gehen. Wenn sie allerdings bleiben, ist das Stillstand und entspricht nicht den Bedürfnissen der Seele.
Was ist da passiert?
MICHAEL sagt dazu: „Depression ist das Ergebnis eines Prozesses, das man als äußere Manifestation eines inneren Kampfes beschreiben kann.“
Mit anderen Worten, die Verarbeitung von zwiespältigen Wahrnehmungen, Erlebnissen oder Erfahrungen ist unvollständig erfolgt oder stecken geblieben. Vergangenes wird auf die Gegenwart und die Zukunft projiziert. Erwartungen erfüllen sich nicht, es kommt zu Enttäuschungen. Wunsch und Wirklichkeit passen nicht zueinander. Körper, Geist und Seele sind nicht im Einklang. Es existiert ein Ungleichgewicht.
Die innere Zerrissenheit führt zum Stillstand des Lebens, nicht physisch jedoch mental und emotional. Suizidgedanken sind nicht selten. Manchmal erscheint das tatsächliche Ausscheiden aus dem Leben, der einzig mögliche Weg zu sein, das Leiden zu beenden.
Die Ursache dafür liegt in Fehlinterpretation und Einseitigkeit der Betrachtung, was zu irrationalen Ängsten führt, die allerdings als völlig real empfunden werden. Verzweiflung entsteht aus dem Zweifel über sich selbst. Angst ist der Zwiespalt zwischen Hoffen und Bangen. Es ist eine „Hängepartie“, aus der man keinen Ausstieg sieht. Es wird im Extremfall als Gefängnis, dem man nicht entkommen kann oder als Dämon empfunden, der einen nicht loslässt. Beim Versuch der Verdrängung durch Flucht, stellt man fest, dass sich der „Dämon“ nicht abschütteln lässt, er ist immer mit dabei und nagt an uns.
Für Außenstehende ist es ein trauriges Bild, vor allem, wenn einst „blühende“ Menschen plötzlich in Depressionen im wahrsten Sinne des Wortes verfallen. Man sieht immer nur die Endphase oder bemerkt es erst, wenn der äußere Schein der Stabilität, der so lange wie möglich aufrechterhalten wird, zerbricht. Die Entstehungsgeschichte bleibt verborgen, oft sogar dem Betroffenen selbst.
Die Folge ist eine Krankheit, die in der Psyche, dem „Schlachtfeld“ des Kampfes zwischen Seele und Ego, bzw. zwischen wahrer und gelernter Persönlichkeit, ihren Niederschlag findet und darüber hinaus auch weitere körperliche Symptome erzeugt. Diese Symptome werden von einem selbst und von anderen wahrgenommen. Die Ursachen bleiben jedoch meist verborgen.
Gelingt es, diesen inneren Kampf zu beenden, ist das Gleichgewicht wieder hergestellt, innerer Friede ist eingekehrt, die körperlichen Symptome sind verschwunden, die Krankheit ist geheilt. Das ist die Strategie. In der Praxis versagt oft sowohl die Medizin als auch die Psychologie oder die Psychiatrie.
Was sind das für innere Kämpfe und wodurch werden sie ausgelöst?
Ich stelle hier die These auf, dass es in Relation zu der Manifestation des Seelenalters, die sich in jedem Leben neu vollzieht, unterschiedliche Aspekte von Depression gibt. Bezogen auf ein Leben können also alle Arten von Depression entstehen.
In der Phase der neugeborenen Seele (das gilt im Hinblick auf die Manifestation für alle Seelenalter in den ersten Lebensjahren) kann ein Zwiespalt zwischen dem Wunsch nach Zuwendung und der Realität des Getrenntseins von der Mutter zu einem Trauma führen. Das Kind wird zunächst weinen, dann schreien und wenn das alles ohne Erfolg ist, still werden. Diese Stille ist ein Zeichen von Rückzug in sich selbst. Wenn diese Erfahrung von Dauer ist und im späteren Leben nicht verarbeitet werden kann, können auch später immer wieder Depressionen entstehen, wenn das Gefühl von „nicht geliebt sein“, „nicht wert sein, geliebt zu werden“, sich selbst nicht lieben können“, verinnerlicht wurde und durch aktuelle Erlebnisse wieder ins Bewusstsein „gespült“ – also aktiviert oder getriggert - wird.
Befürchtungen sind sich selbst erfüllende Prophezeiungen. Gedanken über mögliche Probleme, Beeinträchtigungen oder über Mangel und Verzicht, führen zu eben dieser Realität, weil die Wahrnehmung durch diesen Fokus eingeschränkt ist und abweichende Informationen nicht ins Bewusstsein dringen.
Für die manifestierte kindliche Seele ist die Sicherheit in der Gemeinschaft der kritische Punkt. Erfahrungen durch häufiges Umziehen und Schulwechsel, Scheidung der Eltern und neue Lebenspartner, früher Tod eines Elternteils oder Streitigkeiten in der Familie führen zu dem Zwiespalt zwischen dem Bedürfnis nach Sicherheit und der Erfahrung von Unsicherheit durch immer wieder neue Lebensumstände. Das Kind wird darauf – je nach Typ - durch erhöhte Anpassungsbereitschaft und Aufgabe der eigenen Bedürfnisse und/oder durch Klammern an das beständige Element, z. B. die Mutter, reagieren. Unselbständigkeit und Selbstverleugnung der eigenen Bedürfnisse sind dann unter Umständen auch die Folgen im höheren Alter. Depressionen zeigen sich dann in Folge von Verlusten oder unbefriedigten Wünschen nach Entfaltung, durch neue Erfahrungen von Kontrollverlust.
Die manifestierte junge Seele sucht den persönlichen Erfolg. Durch Unterdrückung, Schmähung, Disziplinierung oder Bestrafung kann es hier zum Zwiespalt zwischen Wunsch und Wirklichkeit kommen. Dominante, fordernde Eltern oder anspruchsvolle Lehrer sind oft der Auslöser und auch später kommt es zu Resignation und Depression, wenn man sich unüberwindlichen Hindernissen gegenüber sieht. Ich schaffe es nicht, ich kann das nicht, ich bin nicht gut genug, sind die falschen Glaubenssätze, die im Widerspruch zum eigenen Anspruch stehen und gerade auch Top-Manager in die Depression treiben können. Nur Spitzenleistungen zählen, Zweiter zu sein heißt verloren haben.
Als manifestierte erwachsene Seele sehnt man sich nach dauerhaften, guten Beziehungen, nicht nur in der Partnerschaft und Familie, sondern im ganzen Umfeld, beruflich und privat. Diese Suche ist mit vielen Irrungen, Wirrungen und Dramen verbunden. Die unterschiedlichen Erfahrungen vieler Leben bieten viele – auch leidvolle – Lektionen über das Miteinander. Alle Haupthindernisse erschweren hier den Weg. Phasen von Depression bleiben da nicht aus, denn negative Erfahrungen auf diesem Gebiet führen häufig zu dem Schluss, ich mache etwas falsch, ich gerate immer wieder an den Falschen oder die Falsche. In Konsequenz bleibt man selbst allein (Resignation) oder man passt sich dem vom Umfeld gewünschten Verhalten an (Selbstaufgabe). In jedem Fall gibt es auch hier wieder den Zwiespalt zwischen Wunsch und Wirklichkeit, mit der Folge von Depression.
Die manifestierte alte Seele ist heute damit konfrontiert, dass sie im täglichen Leben schon früh bemerkt, nicht in die „Mainstream“-Gesellschaft zu passen. Weder Ehrgeiz noch Harmoniebedürfnis sind ihr wichtig. Wenn sie im Alter von 30 Jahren oder etwas später in ihrem Seelenalter manifestiert ist, gestaltet sie ihr Leben nach eigenem Ermessen. Sie ist materiell nicht anspruchsvoll und sie kann sich auch mit sich allein oder in kleinem Kreis selbst verwirklichen und Zufriedenheit entwickeln.
Man könnte meinen, für die manifestierte alte Seele gibt es keine Gründe für Depressionen und doch findet man sie hier auch und gar nicht selten. Ich glaube, hier liegen die Gründe eben nicht in der Aufzucht und in den Prägungen durch die Gesellschaft. Das Bewusstsein der fortgeschrittenen, alten Seele ist gereift genug, diese Erfahrungen der Vergangenheit zuzuordnen und die Einflüsse auf das Hier und Jetzt zu minimieren.
Was ist es also dann?
In den ersten Stufen des alten Seelenalters ist die Erfahrung mit dem neuen Bewusstsein noch fremd. Die Suche nach dem Selbst, „wer bin ich wirklich?“ hat gerade erst eine neue Dimension bekommen. Die Erkenntnis, dass viel von dem, was einem als Kind oder junger Mensch beigebracht wurde, einseitig und nicht vollständig ist, dass Dogmen und Regeln immer nur begrenzt ihre Gültigkeit und Berechtigung haben und andere Schwierigkeiten, dadurch dass das neue Selbstbild so wenig von anderen akzeptiert wird, führt hier zu Unsicherheit. Man ist nicht Fisch und nicht Fleisch, besonders wenn man keine Unterstützung durch Gesprächspartner hat (oder zu haben glaubt), die ebenfalls „alte Seelen“ sind. Einsamkeit aus den Gedanken heraus, keiner versteht mich, alle sind gegen mich, kann hier zu Depression führen, genauso wie ein Fremdheitsgefühl (ich passe nicht in diese Welt) und die Unsicherheit über das eigene Selbst (bin ich irre, oder sind es die anderen).
In den Stufen Alt 3 bis Alt 5 wachsen die Erfahrungen mit dem Bewusstsein der alten Seele. Der innere Zwiespalt zwischen physischer Existenz und dem Bewusstsein einer unsterblichen Seele nimmt ab und mit ihm auch die Neigung zu Depressionen aus diesem Grund.
Es entsteht jedoch, ab Alt 4, in gleicher Weise ein neuer Zwiespalt zwischen dem eigenen Selbstverständnis und der Reaktion des Umfeldes darauf, weil man anfängt, sich über sein neues Bewusstsein zu verbreiten. Man möchte gern sein eigenes Weltbild und seine Spiritualität auch anderen vermitteln. Man hört Kommentare aus dem Familien- und Freundeskreis, dass man wohl nicht mehr am Zusammenhalt interessiert wäre, wenn man sich mit seinen Ansichten und Verhaltensweisen derartig von den anderen abgrenzt. Es werden „böse Folgen“ prognostiziert, wenn man auf diesem Weg weitergeht und sich der Realität des Lebenskampfes entzieht. Wer hier noch nicht genügend Stabilität gefunden hat, kann darunter leiden. Es ist eine Mischung aus Selbstmitleid und Mitleid für die anderen, die „noch nicht soweit sind“. Auch Arroganz und mangelnde Akzeptanz auf beiden Seiten führen zur gedanklichen und/oder auch räumlichen Trennung. Das kann dann wieder depressive Phasen unterschiedlicher Länge und Tragweite auslösen.
Alt 6 bringt dann wieder etwas ruhigeres Fahrwasser. Man hat erkannt, dass man nicht überall auf offene Türen trifft. Man kann mit anderen umgehen und kommunizieren, ohne kritische und nicht einvernehmliche Themen zu diskutieren. Für den Austausch reichen kleine Gruppen oder sogar eine einzelne Person, mit der man sich durch ein ähnliches Seelenalter verbunden fühlt. Depressionen können jedoch auftreten, wenn z.B. der eigene Lebenspartner, mit dem man ansonsten gut zusammenpasst, so gar nichts von den eigenen Gedanken und Einsichten erfahren möchte und alles abblockt. Trennung, Scheidung und ein Neubeginn werden oft nicht akzeptiert, aus Angst vor den Alternativen und Mangel an Selbstliebe und Vertrauen in den Weg der Seele.
Alt 7 sollte es geschafft haben. MICHAEL weist aber zu Recht darauf hin, dass auch Jesus in dieser Seelenaltersstufe noch Depressionen in Folge von Angst und Selbstzweifel gehabt hat. Die Depressionen von Alt 7 sind begründet im Mangel an Akzeptanz dessen, was ist. Es kann einfach das eigene Übergewicht sein, mangelndes Selbstwertgefühl oder fehlende Selbstliebe. Es kann aber auch am Zwiespalt zwischen einem aufgeblähten, idealistischen Ego, das sich z. B. als Retter der Welt fühlt und der Realität, dass sich nicht jeder retten lassen möchte, liegen. Ignoranz ist für viele alte Seelen schwer zu ertragen. Auch in dieser Seelenaltersstufe gibt es also noch ausreichend neue Lektionen.
Depression als Dauerzustand bedeutet Unfähigkeit, eine Entscheidung zu treffen. Die Unentschiedenheit selbst ist es, die die Depression fördert. Der Weg aus der Depression erfordert also eine Entscheidung in einem inneren Zwiespalt. Egal, wie die Entscheidung ausfällt, der Weg ist wieder offen. Wohin er führt ist dann eigentlich sekundär, verglichen mit dem Zustand der Gefangenheit in der Depression. Es kann nur besser werden. Das ist die zentrale Einsicht. Mut und Zuversicht, Vertrauen auf die Weisheit der Seele und Nachgiebigkeit gegenüber der Neugier der Seele machen ein Leben wieder lebenswert.
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