Liebeskummer,

Leiden durch falsche Erwartungen ...

Die Liebe zwischen zwei Menschen hat Philosophen, Dichter und Liedermacher seit Anbeginn der Zeit beschäftigt. Besonders die letzten beiden beschäftigen sich gern auch mit den „Schattenseiten“ der Liebe, wenn es zu Liebeskummer kommt.

 

Liebe gibt es in vielen Varianten, meist ist sie an Bedingungen geknüpft: „Ich liebe Dich weil …“ oder „Ich liebe Dich, wenn …“. Viele Menschen meinen daher, die Liebe entwickelt sich, von Sympathie über Zuneigung zu Innigkeit. Je besser die Bedingungen erfüllt sind, desto „größer“ wird die Liebe. Es gilt dann aber auch der Umkehrschluss: Wenn die Bedingungen nicht mehr erfüllt sind, vergeht die Liebe.

 

Es gibt in Hochzeitsansprachen gern den Hinweis von älteren, erfahrenen Menschen, dass zu Beginn einer Ehe oft zwei falsche Annahmen gemacht werden: Sie glaubt, den kriege ich noch hin und er meint, sie bleibt immer so, wie sie ist. Für mich sind in diesem klassischen Satz „er“ und „sie“ austauschbar, den Fehler begehen beide Partner gleich oft.

 

Nichts ist so beständig wie der Wandel, auch persönliche Entwicklung ist mit Veränderungen verbunden und Veränderungen verlaufen nicht immer parallel und im gleichen Tempo.

 

Wir können – obwohl wir das oft glauben – niemanden erziehen, niemanden verändern, das kann nur jeder selbst. Jeder Versuch ist ein Beweis für fehlende Liebe, für ein Gefühl von Mangel.

 

Enttäuschungen entstehen immer nur durch falsche Erwartungen. Wer also eine Beziehung zu einem anderen Menschen nur unter Bedingungen eingehen möchte, täte gut daran, offen darüber zu reden, ob und welche Erwartungen bestehen. Aber auch das gibt noch keine Sicherheit, denn auch Erwartungen verändern sich.

 

Man könnte jetzt sagen, wenn es schon so losgeht, dass Absprachen getroffen werden oder gar Verträge geschlossen werden müssen, dann habe ich schon keine Lust mehr auf diese Beziehung. Angst ist kein guter Ratgeber. Vielleicht lässt man es dann besser.

 

In der ersten „Liebesaufwallung“ - vielleicht auch noch "hormongesteuert" - denken jedoch die wenigsten Menschen an die Zukunft. Es gilt das Prinzip „Hoffnung“, besonders, wenn man schon lange auf den oder die Richtige gewartet hat.

 

Das führt mich zum nächsten, eigentlich dem wichtigsten Punkt. Wer eine Beziehung aus einem Mangel heraus sucht, wer also sich selbst nicht genug ist, wer sich mit sich selbst allein nicht wohl fühlt, ist eigentlich nicht bereit für eine Beziehung.

 

Ein Partner ist nie die Lösung für unerledigte Themen in der Beziehung mit sich selbst. Wer mit sich selbst unglücklich ist, findet kein dauerhaftes Glück in einer Partnerschaft. Ein Partner ist ein Bonus, nicht mehr und nicht weniger.


Klammern, also der Zwang auch zu räumlicher Nähe, ist ein Indiz für Abhängigkeit, in Folge des Gefühls, allein nicht vollständig zu sein und der Angst, etwas verlieren zu können, das - wenn man ehrlich ist - einem nicht gehört. Besitzdenken ist in einer Beziehung immer schädlich

 

Dieses Verständnis führt zwangsläufig in eine Abhängigkeit, gefühlsmäßig oder auch materiell. Wer sich dauerhaft freiwillig in eine Abhängigkeit begibt – und es ist immer der freie Wille, auch wenn man es als zwangsläufig empfindet – gibt das eigene Selbst, zumindest zum Teil, auf und man verstärkt damit noch das Gefühl der Unvollständigkeit, des Mangels in der eigenen Person, der fehlenden Liebe zu sich selbst.

 

In einer guten Beziehung erfreut man sich an den Gemeinsamkeiten oder auch Ergänzungen durch das Miteinander, ohne seine Individualität aufzugeben. Wer diese Freiräume einengen möchte oder einengen lässt, ist mit sich selbst nicht im Reinen. Wenn die Liebe zu sich selbst fehlt, gibt es keine Liebe zu anderen.

 

Mit diesem Verständnis ist auch das Ende einer Beziehung eigentlich kein Unglück, kein Verlust und damit kein Grund für Kummer und Leiden, sondern nur ein Übergang in einen neuen Lebensabschnitt, mit oder ohne neuem Partner, in jedem Fall mit neuen Erfahrungen. Ob diese besser, schlechter oder nur anders sind, entscheiden wir selbst, abhängig von den Einsichten, die wir gewonnen haben.

 

Jetzt kommt vielleicht der Einwand, man hat doch soviel in eine Beziehung investiert, Geld, Zeit, Gefühle und wenn das dann alles zusammenbricht, muss man sich doch schlecht und betrogen fühlen. Ein Investment ist immer mit Risiken verbunden. Darüber muss man sich im Klaren sein, wenn man es eingeht. In der Finanzwelt wird immer geraten, nur den Teil seines Vermögens zu investieren, den man notfalls auch entbehren kann. Wer eine Beziehung als Investment versteht, sollte das beherzigen.

 

Eine Beziehung ist aber nicht notwendigerweise ein Investment, also etwas, woraus man persönlichen oder gar materiellen Gewinn ziehen möchte. Ich sehe den Sinn einer Beziehung im Austausch.

Auch hier könnte wieder ein Einwand kommen, Geben und Nehmen sollte ausgeglichen sein in einer Beziehung. Der Ausgleich sollte überdies zeitnah erfolgen. Auch hier steckt wieder der Gedanke von Parität und Aufrechnung dahinter. Auch diese Art der Übereinkunft ist in einer Beziehung natürlich möglich, es liegt jedoch von Anfang an der Schatten des Misstrauens über dieser Beziehung.

 

In unserer Gesellschaft und Kultur, unterstützt durch die Religionen, galt die Ehe traditionell als gegenseitiges Versprechen, das als die Basis für die Gründung einer Familie angesehen wurde. Die Ehe ist immer noch politisch gewollt, es gibt Steuervorteile. Wer als Mann mit 30 noch unverheiratet ist, machte sich verdächtig, beziehungsunfähig oder gar schwul zu sein. Wer als ledige und unabhängige Frau durchs Leben gehen wollte, galt als feministisch oder „karrieregeil“.

 

Obwohl der Status „Verheiratet“, mit entsprechender Rollenverteilung, immer noch weit verbreitet ist, gibt es hier einen eindeutigen Trend zu mehr Vielfalt. Ein Eheversprechen ist heute keine Garantie mehr, vielleicht lebt es sich ja mit Unsicherheit besser als mit Krampf. Eine Lebensgemeinschaft ist leichter zu beenden, als eine Ehe. Vielleicht ist es auch der bessere Weg, sich jeden Tag für eine Gemeinschaft zu entscheiden, statt an etwas festzuhalten, nur weil es ein für alle Mal so entschieden wurde.

 

Alles ist möglich und heute auch gesellschaftlich überwiegend akzeptiert. Viele gescheiterte Ehen und noch mehr gescheiterte Beziehungen vor- oder nachher haben dem Gedanken von Lebensgemeinschaften und Lebensabschnittsgefährten – mit oder ohne standesamtlichen Trauschein - Nahrung gegeben.

 

Wenn der Zwang zur Ewigkeit entfällt, leben sich Beziehungen vielleicht nicht einfacher, es fehlt aber eine der problematischsten Erwartungen, dass eine Beziehung auf Dauer bestehen muss, egal wie gut oder schlecht sie läuft. In vielen Ehen gibt es Liebeskummer und auch Schlimmeres, auch wenn die Beziehung „offiziell“ weiter besteht. Dann ist eine geordnete Auflösung für alle die bessere, weil ehrlichere, Entscheidung und die Gefühle können sich wieder positiveren Dingen zuwenden.

 

Bisher habe ich ausgeführt, wie man potentiellen Liebeskummer im Vorfeld schon minimieren kann. Was ist aber, wenn es doch geschieht, die unfreiwillige Trennung vom geliebten Menschen?

 

Hier gilt der gleiche Rat, wie bei Trauernden. Je unerwarteter die Situation eintritt, so größer ist der Schock, der lässt sich nicht vermeiden, wenn Gefühle im Spiel sind. Es ist die Frage, wie es dann weiter geht. Es ist ein Prozess, in dem jeder selbst entscheidet, wie lange er dauert. Es gibt da auch keine Regel, bekannt sind aber die Schritte, die aufeinander folgen. Am schnellsten geht es mit Akzeptanz, dessen was ist und Blick nach vorn.

 

Meist sind aber die Zwischenschritte, nicht wahr haben wollen, verhandeln und Resignation, verbunden mit mehr oder weniger schlimmer Depression, auch nicht zu umgehen. Jeder entscheidet jedoch, wie schon gesagt, selbst, wie lange die einzelnen Phasen das Leben bestimmen und wann man wieder glücklich mit sich selbst sein möchte.

 

Selbstmitleid, also das Gefühl: „Ich Arme(r), warum ist mir das passiert, warum hat man mir das angetan?“, ist der Hauptgrund für Liebeskummer. Er kann schneller überwunden werden, wenn man sich über die Ursache, in Form von falschen Erwartungen, wie ich sie beschrieben habe, klar wird. Fehler gehören zum Leben, genau so wie Erfolge.

 

Ein Perspektivenwechsel kann auch helfen. Für den, der geht, fühlt sich eine gescheiterte Beziehung vielleicht als Verlust an und für den, der verlassen wird ist sie vielleicht dennoch ein Gewinn gewesen.

 

Zu Recht gibt es deshalb im Eherecht nicht mehr das Schuldprinzip. Für eine Beziehung sind beide Beteiligten in gleicher Weise verantwortlich, das gilt für Erfolg ebenso wie für Misserfolg. Wer das begreift, kann eine Beziehung fair beenden, ohne Rosenkrieg, ohne Streit vor Gericht, sondern mit dem Ziel eine gute Zeit nicht negativ zu beenden. Triumph und Sieg sind sportliche Ziele, eine Beziehung ist jedoch kein Wettbewerb.

 

Es bleibt noch über das Problem des „großen Irrtums“ zu sprechen. Es gibt Fälle, bei denen man erst bei der Trennung merkt, dass das Bild vom Partner völlig falsch war. Es gibt hässliche Auseinandersetzungen, wo man sich Verständnis und Fairness gewünscht hat. Illusionen zerbrechen an der rauen Wirklichkeit. Oft sind das sogar krampfhafte Versuche, eine Beziehung zu retten, nur mit der völlig falschen Methode, nämlich mit Drohungen. Rachegelüste sind auch kein Zeichen von Partnerschaft oder gar Liebe.

 

Spätestens jetzt weiß man dann, dass die Beziehung wirklich keine Basis mehr hat und die Beendigung mit Schrecken besser ist als ein Schrecken ohne Ende. Hier hilft nur das Bewusstsein, dass jede Erfahrung zählt und dass es im Leben immer nur Übergänge gibt und dass jeder über die Dauer des Übergangs und den Beginn eines Neuanfangs entscheidet.

 

Die Michael Teachings weisen darauf hin, dass Beziehungen auf Vereinbarungen im Zwischenleben zurückgehen, nicht die individuellen Erfahrungen aber die Themen im Miteinander sind „abgesprochen“. Auf Seelenebene gibt es nur Liebe, dieses Bewusstsein hilft, einem Partner zu verzeihen und für die Erfahrung dankbar zu sein. Mit dieser Perspektive fällt es leichter, Lebenskrisen zu überstehen und auch Liebeskummer zu beenden.

 

Der beste Weg zu erfüllenden Beziehungen beginnt mit der Betrachtung der eigenen Einstellung dazu. Wir begleiten uns alle gegenseitig "nach Hause", ob als Ehemann/-frau, als Partner, als Freund oder nur als gelegentlicher Gesellschafter, selbst als Nachbar, Arbeitskollege oder als "Zufallsbegegnung" auf der Straße. Die emotionale Nähe hängt ab von Vertrautheit und Vertrauen, aber auch von der Resonanz in der Einstellung zum Leben. 

 

Wenn keine gegenseitigen Erwartungen bestehen, außer man bleibt zusammen, bis man sich wieder trennt, wenn stattdessen Offenheit und Respekt für die Andersartigkeit des Anderen besteht, wenn man sich über Liebe freut, ohne sie zu verlangen und Liebe schenkt, ohne sich verpflichtet zu fühlen und ohne eine Erwiderung zu erhoffen, wenn man im Hier und Jetzt die Gemeinschaft wertschätzt, ohne gedanklich in der Vergangenheit zu leben oder das Glück auf die Zukunft zu verschieben, wenn man dankbar ist, für das, was man bekommt, ohne es gefordert zu haben und sich nicht grämt, für das, was man nicht bekommt, wenn man Alleinsein nicht als Unglück empfindet und Trennung nicht als Katastrophe, wenn man loslassen kann, ohne zu verlieren, wenn nicht Ängste sondern Vertrauen und Liebe, zu sich selbst und zu anderen, die Basis für das eigene Leben sind, dann ist das eine Einstellung mit hoher Erfolgschance für ein Leben mit viel Liebe und ohne Liebeskummer. Man kann daran "arbeiten", Schritt für Schritt, auch wenn es viele Leben dauert. Jeder Neubeginn ist eine Chance, es besser zu machen.

 

Es ist der Weg zu Agape, einer Liebe, die nicht an Bedingungen geknüpft ist, in der die emotionale Nähe auch in der Distanz weiter besteht, die auch von Trennungen unberührt bleibt, die nicht vergeht und durch Nichts verletzt werden kann, eine Liebe ohne Liebeskummer.

 

Zu der Erfahrung, Mensch zu sein, gehört aber auch die Erfahrung, das Entstehen und Vergehen von Liebesbeziehungen mit all ihren schwankenden Emotionen zu erleben und zu bewältigen. Wer nie geliebt hat, Innigkeit erlebt hat kann zwar nicht enttäuscht werden, es fehlt ihm aber ein essenzieller Teil von Leben. Deshalb sind wir aber hier, um das Leben in allen Facetten kennenzulernen, mit allen Höhen und Tiefen, mit Liebesglück und Liebeskummer.

 

[scan] www.seele-verstehen.de

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