„Stress“ ist die Bezeichnung für einen Spannungszustand. Obwohl dieser Begriff im Allgemeinen nur in seiner negativen Wortbedeutung verwendet wird, kann kein Lebewesen ohne Spannung existieren. Die endgültige Entspannung eines Körpers findet erst im Tod statt.
Spannungen entstehen, wenn etwas aus dem Gleichgewicht gerät. Je größer ein Ungleichgewicht wahrgenommen wird, desto höher ist das Stressempfinden. Ob man darunter leidet, hängt davon ab, ob ein Ungleichgewicht negativ oder positiv empfunden wird - man unterscheidet zwischen Disstress und Eustress – und wie lange es anhält..
Beide Spannungszustände sind körperlich belastend, je länger sie anhalten. Anlässe für Eustress, wie eine bevorstehende Hochzeit, die Geburt eines Kindes, verliebt sein, der erste Kuss, der erwartete Gewinn einer Meisterschaft etc, wird als angenehm und positiv empfunden, auch wenn Aufregung damit verbunden ist. Die Vorfreude überwiegt. Eustress ist nie ein Dauerzustand, so bleiben negative Folgen meist aus, obwohl es auch hier z. B. bei Vorschädigungen der Gesundheit auch zum Herzinfarkt kommen kann.
Ebenso verhält es sich mit negativem Stress, wenn er nur vorübergehend besteht. Das ist jedoch oft nicht der Fall. Man leidet dann mehr oder weniger unter Stress, wie man dann sagt, spürt Überforderung, es ist ein unangenehmer Zustand, der sich weiter verschlechtert, je öfter er entsteht und je länger er anhält. .
Die Toleranzschwelle für Stress variiert abhängig vom Lebensalter, Gesundheit und Physiognomie und wird daneben auch beeinflusst vom Seelenprofil, besonders von den Overleaves, also von Charaktereigenschaften. Auch das Seelenalter spielt eine Rolle.
Für das erfolgsorientierte, junge Seelenalter gehört meist Stress zum Leben, bis „die Natur“ ihren Tribut fordert. Manche denken dann anders, andere machen nach einer Gesundheitskrise einfach so weiter wie zuvor, bis zum nächsten Mal. Lektionen wiederholen sich, bis man sie gelernt hat.
Erwachsene Seelen sind für alle Formen von negativer Energie empfänglich, sie tun sich oft schwer, ihr Leben freudvoll zu genießen, es sei denn, sie befinden sich in einem Umfeld von anderen Seelen, die sie mit ihrer Fröhlichkeit anstecken können. Ihre Stressbelastung ist also stark abhängig von der Art ihrer Beziehungen. Sie suchen bei anderen nach Trost und Zuspruch durch ihr Klagen, was allerdings nichts ändert. Sie tun sich selbst leid und finden allein nicht den Weg hinaus über die Grenzen, die sie sich selbst gesteckt haben. Viele nehmen in diesem Seelenalter „professionelle“ Hilfe von allen Arten von Psychologen und spirituellen Beratern in Anspruch, oft ohne Besserung. Das Leiden geht weiter. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft stirbt zuletzt. Die Erkenntnis, dass jeder nur allein für seine Entscheidungen verantwortlich ist und dass man sie immer wieder neu treffen kann, reift nur sehr langsam.
Stress erscheint vielen Menschen ein unabänderliches Phänomen zu sein. „Ich kann mich ihm nicht entziehen.“ Auslöser sind gesellschaftlicher Druck und Ansprüche von Außen. Die Ursachen liegen jedoch in den eigenen falschen Überzeugungen, entstanden durch verschiedene Ängste:
Wenn ich weniger arbeite, verdiene ich zu wenig Geld oder ich werde entlassen.
Wenn ich nachgebe, hält man mich für schwach.
Wenn ich „nein“ sage, hält man mich für unfreundlich oder nicht hilfsbereit.
Wenn ich mir für eine Arbeit mehr Zeit nehme, fehlt sie mir an einer anderen Stelle.
Wenn ich mich um meine Kinder kümmere, bleibt der Haushalt liegen und meine eigenen Bedürfnisse sowieso.
Wenn ich mich als „schwul“ bekenne, gehöre ich nicht mehr dazu.
Schon aus diesen wenigen Beispielen wird deutlich, dass sie auf einer einseitigen Betrachtung beruhen. Man könnte auch argumentieren:
Wenn ich zuviel arbeite, leidet meine Gesundheit und mein Privatleben.
Anstrengung und Belastung über das angemessene Maß hinaus, führt zu Verschleiß und zum Zusammenbruch.
Wenn ich zu allem „ja“ sage, werde ich ausgenutzt und ausgebeutet.
Wenn ich mich beeile, mache ich mehr Fehler.
Wenn ich nur das tue, was mir Freude macht, verwahrlost mein Haushalt und meine Kinder bekommen zu wenig Aufmerksamkeit.
Wenn ich mein Schwulsein verberge oder unterdrücke, bin ich nicht ich selbst.
Es ist einleuchtend, dass beide Sichtweisen richtig sind. Es besteht ein Paradox oder eine Zwickmühle, das Problem liegt in der scheinbaren Unmöglichkeit, beiden oder allen Seiten gerecht zu werden. Genau darin liegt aber die Lösung, wenn man auch sich selbst in die Gleichung mit einbezieht.
Menschen haben meist die Kraft und das Stehvermögen, auch große Belastungen zu bewältigen, nur nicht andauernd, ohne Pause und in allen Lebensbereichen gleichzeitig. Das Gleichgewicht muss nicht in jedem Moment bewahrt bleiben, auch nicht im gesamten Umfeld, es ist nur ein Ausgleich erforderlich, der zeitnah oder durch einen Wechsel des Szenarios erfolgt. Das erklären uns alle Stresstherapeuten. Sie empfehlen meist ein Zeitmanagement mit Prioritätenlisten und Delegation. Diese Hilfen sind „technische“ Unterstützung, die erfolgreich zur Ent-spannung beitragen können.
Überforderung durch Stress ist aber – wie alle Leiden – letztlich immer „hausgemacht“. Es sind nicht die Umstände, sondern immer die eigenen Entscheidungen, die in den Stress führen und natürlich so auch wieder heraushelfen können.
Viel wichtiger als organisatorische Maßnahmen sind aus meiner Sicht eine Veränderung der Einstellung und andere, geeignetere Entscheidungen. Das Hin und Her in der Zwickmühle ist Vergeudung von Kraft. Wenn man in Gedanken schon bei einer anderen noch zu erledigenden Aufgabe oder einem drohenden Problem ist, verzettelt man sich. Nichts wird wirklich erledigt, und das ist frustrierend und verstärkt nur noch den Stress. Freude bleibt dabei auf der Strecke und damit das Wohlgefühl.
Niemand kann in einer andauernden Stresssituation erfolgreich und gleichzeitig zufrieden sein. Wenn wir beides wollen – und wer will das nicht – funktioniert das nur mit einem ausgeglichenen Verhältnis von Belastung und Entlastung und ebenso mit Selbstverantwortung, also einem Gleichgewicht zwischen eigenen Bedürfnissen und Ansprüchen von Außen. Der eingangs schon erwähnte, positive Eustress, kann kurzfristig ebenfalls ausgleichend wirken.
MICHAEL hat etwas über die vier Säulen der Vitalität berichtet. In diesem Konzept ging es um die seelische Entwicklung, es lässt sich jedoch analog auch auf die menschliche Ausgeglichenheit übertragen. Ausgewogenheit und Balance, Abwechslung von Anspannung und Entspannung sind der Weg zu einem erfüllten und vitalem Leben.
Bei den dabei zu treffenden Entscheidungen sind unsere Wertvorstellungen und Glaubenssätze von großer Bedeutung. Wenn es mit den – meist von außen übernommenen – Prioritäten und Wichtigkeiten nicht klappt, lohnt es sich, sie in Frage zu stellen.
Alle Seelenrollen können im negativen oder positiven Pol gelebt werden, ebenso die Overleaves. Hier finden wir Anhaltspunkte, was unserem Selbst mehr entspricht. Findet man sich im negativen Pol wieder, kann man seine durch Prägungen entstandenen Überzeugungen hinterfragen und gegebenenfalls über Bord werfen, um sich auf den Weg zum positiven Pol zu begeben.
Der Stress der manifestierten alten Seele hat weniger etwas mit körperlichen Belastungen zu tun. Es ist hier das Spannungsfeld zwischen den Normen
der Gesellschaft und den eigenen Überzeugungen, das Dilemma der alten Seele in einem jungen Umfeld.
Rückzug aus dem öffentlichen Leben ist für viele die Konsequenz. Durch mangelnden Austausch und Interaktion mit anderen, stagniert dann jedoch oft die eigene Entwicklung. Man schmort im eigenen Saft, leidet dann aber nicht mehr unter Reibungen. Eine Alternative ist ein „Doppelleben“, Anpassung in der Öffentlichkeit und Freiheit in einem kleinen Kreis von Gleichgesinnten. Diese Art des situativen Verhaltens erfordert Disziplin und Gewahrsein, bietet aber viele Möglichkeiten für neue Erfahrungen. Anspannungen lassen sich nicht völlig vermeiden, sie sind jedoch reduziert, weil es den Ausgleich gibt.
Wer als alte Seele stressfrei leben möchte, kann das nur in den positiven Polen seines eigenen Persönlichkeitsprofils erreichen und nur in einem Umfeld von Akzeptanz und Liebe. Ein solches Leben wählt sich aber eine Seele nur, wenn sie sich am Ende eines Zyklus durch die Inkarnationen befindet und die Früchte genießen möchte, mit deren Aufzucht und Entwicklung sie lange und oft beschäftigt war.
Der Weg, weg vom negativen Stress, hin zum Wohlgefühl, gelingt immer besser durch mehr Übereinstimmung mit unserem wahren Selbst. Die falsche Persönlichkeit hält uns gefangen mit Ängsten, die uns real erscheinen und dennoch nur Illusion sind. Das gilt für alle Seelenalter.
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