Zwang,

wenn der freie Wille genommen zu sein scheint ...

Um es vorweg zu sagen, ich möchte hier nur kurz auf pathologisches Zwangsverhalten eingehen. Man nennt das oft auch „Ticks“. Es gibt zum psychologischen Bild der Zwangsstörung genug Literatur, viele Erklärungsversuche und Therapieansätze, siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Zwangsstörung.

 

Wenn diese Ticks keine Ursache in neurologischen oder hormonellen Störungen haben – und auch dann kann man sich fragen, warum sich diese Störungen im Körper entwickelt haben – handelt es sich aber meist um Ersatzhandlungen, also um etwas anderes zu vermeiden. Es versteckt sich dahinter eine übersteigerte Angst, die zu ungesunden Reaktionen führt. Es existiert ein Ungleichgewicht, das als psychische Krankheit bezeichnet wird.

 

Ich zweifle an der Theorie, dass es auch genetische Ursachen gibt, vielmehr vermute ich, dass es sich in diesen Fällen entweder um Prägungen durch die Eltern handelt oder dass „unerledigte“ Themen aus früheren Leben wieder aufgenommen werden, die sich durch die Auswahl der Eltern und die damit verbundenen Prägungen, in einem neuen Leben, in einem anderen Kontext, erneut zeigen. Hier kann vielleicht am besten eine Rückführung unter Hypnose helfen, die Zusammenhänge aufzudecken.


Im Schwerpunkt geht es mir hier um Zwänge im Alltag, also ganz „normale“ Erfahrungen von uns allen und unsere Reaktion darauf. Wenn wir uns über die Hintergründe dieser Zwänge frühzeitig Klarheit verschaffen, bleiben uns die oft schlimmen Auswirkungen von psychologischen Störungen erspart.

 

Die oft langwierigen, teilweise mit Medikamenteneinnahme verbundenen und dennoch oft vergeblichen Versuche zur Heilung durch Psychologie und Psychiatrie ebenfalls.

 

 

In den Michael Teachings geht es um das Verständnis für die Unterschiede und Probleme der körperlichen Existenz und die seelischen Hintergründe. Sie beschreiben die für jedes neue Leben ausgewählten Rahmenbedingungen und Ziele und den damit verbundenen Weg der Entwicklung von der Entstehung einer „falschen Persönlichkeit“ zur Entdeckung der wahren, für dieses Leben gewählten Persönlichkeit, hin zu einem Leben in Übereinstimmung mit diesem wahren Selbst.

 

Es gibt eine zentrale Botschaft, die MICHAEL „gebetsmühlenartig“ ständig wiederholt:

„Wir haben immer die Wahl, jede Entscheidung ist gültig (also möglich), die damit verbundenen Konsequenzen sind die Erfahrungen, um die es der Seele geht.“

 

Wir lernen aus Erfahrungen. Manchmal dauert es auch etwas länger. Wir versuchen meist im ersten Schritt, negative Erfahrungen zu vermeiden, sie zu umgehen. Das sind die Strategien, die MICHAEL mit den Haupthindernissen beschreibt. Dass diese Strategien „falsch“, im Sinne von „nicht zuträglich“ für unser Wohlbefinden sind, erkennen wir erst später.

 

Das für viele alltägliche Gefühl, unausweichlichen Zwängen zu unterliegen, wird ausgelöst durch die Angst vor den Folgen, die mit Zuwiderhandlung verbunden sein könnten. Wenn wir diesen Zwängen nachgeben, obwohl sie nicht unserem Wollen entsprechen, sind wir nicht „wir selbst“, wir entsprechen dann dem Willen von anderen. Das macht unzufrieden.

 

Oft ist es sogar so, dass wir ohne den direkten Anstoß von Außen glauben, uns in einer Art und Weise verhalten zu müssen. Wir haben dann Prägungen durch Eltern und Regeln der Gesellschaft verinnerlicht und glauben, ohne weiter darüber nachzudenken, dass diese „fremden“ Wahrheiten auch die eigenen sind.

 

Zwänge sind Glaubenssätze. Wir alle leben mit unseren Glaubenssätzen, die uns leiten. Es lohnt sich immer, sich diese Glaubenssätze bewusst zu machen und zu überprüfen, ob sie nur „gewohnheitsmäßig“ befolgt werden, oder ob sie – eventuell auch erstmal versuchsweise – durch neue Glaubenssätze ersetzt werden können. Wenn man das schafft, handelt man nicht mehr wie ein Autopilot, sondern selbstbestimmt.

 

Es bleibt dennoch oft ein unbestimmtes Unbehagen, es ist der innere Konflikt zwischen Selbstständigkeit und Anpassung. Mit fortschreitender Manifestation des Seelenalters und auch abhängig von der Entwicklung des gesellschaftlichen Umfeldes, gelingt es – mal besser und mal weniger gut – diesen Konflikt aufzulösen. Es ist ein langer, steiniger Weg. Es wird viele Leben brauchen, aber wir können in jedem Leben ein Stückchen weiter kommen, weil sich die Seele für jedes Leben eine neue Aufgabe und eine neue Perspektive auswählt und damit neue Erfahrungen macht.

 

 

Dazu ein paar Beispiele:

 

1. Zwänge, gegen die wir Widerstand empfinden. In diesen Fällen ist uns der Zwang bewusst.

 

Wir wollen als Kind kein Gemüse essen, werden aber immer wieder dazu genötigt. Wir wollen nicht zur Schule gehen, es ist aber Gesetz. Wir wollen lieber spielen, als Hausaufgaben zu machen oder müssen uns mit Mathematik beschäftigen, obwohl wir an Sport viel mehr Spaß haben.

 

Das sind frühkindliche Prägungen, die durch die Erziehungsgewalt der Eltern und die gesellschaftlichen Regeln und Gesetze entstehen. Kinder und Jugendliche sind aufgrund ihres noch nicht entwickelten Verstandes nicht in der Lage vollständig eigenverantwortlich zu entscheiden. Wenn es Eltern nicht gelingt, das Kind zu überzeugen und stattdessen etwas ohne Begründung mit Gewalt durchsetzen, können sich daraus Folgen ergeben, die sich in vielen Varianten, z. B. als Trotz, aber auch als Duckmäusertum zeigen. Schon das Leid des Kindes gehört zu den ersten Erfahrungen der Seele in körperlicher Existenz. Es begreift erst langsam, dass sein Widerstand – innerlich und äußerlich - dieses Leid auslöst. „Wenn ich mal groß bin …“ ist ein Zeichen dafür, dass das Kind akzeptiert, obwohl es nicht einverstanden ist. Das ist der erste Schritt.

 

Als Erwachsener leiden wir unter den als Zwang empfundenen Erwartungen, Anweisungen und Drohungen unserer Mitmenschen. Wir vermuten z. B. Liebesentzug, finanzielle Einbußen, Strafen oder auch körperliche Misshandlung, wenn wir dem Zwang zur Erfüllung oder Unterlassung nicht nachkommen.

 

Das Leiden beruht auf Angst vor ungewollten Folgen. Wir fühlen uns in unserem freien Willen eingeschränkt. Jede Befürchtung bezieht sich jedoch auf die Zukunft. Für uns erscheint eine Befürchtung „sicher“ einzutreten, aufgrund unserer bisherigen Erfahrungen oder weil wir es sicher glauben, was man uns beigebracht oder berichtet hat. Das kann, muss aber nicht so sein.

 

Allein wegen einer Möglichkeit mit höherer oder niedrigerer Wahrscheinlichkeit, die wir aus der Vergangenheit ableiten, sehen wir keine Alternative, als uns dem Zwang zu unterwerfen. Wir tun das dann aber mit „innerem Grollen“. Wir empfinden inneren Widerstand, dem wir aber nicht nachgehen zu können glauben. Der lässt uns leiden und nicht der vermeintliche Zwang.

 

"Nein" oder "doch" sagen, ist immer möglich, für viele Menschen aber ungewohnt. Es erfordert dann etwas Übung. Man wird überrascht sein, wie oft sich die Befürchtungen nicht erfüllen und wenn doch, dann stellt sich häufig heraus, dass z. B. eine uns als wichtig erschienene Beziehung nur auf Gehorsam begründet war. Darauf kann man verzichten.


Wenn wir äußeren Zwängen nachgeben verzichten wir darauf, die Verantwortung für unser Handeln zu übernehmen. Wir übertragen die Verantwortung für unser Handeln auf diejenigen, die uns zwingen wollen. Oft genug erscheint uns das der einfachere oder sicherere Weg zu sein.

 

Der freie Wille, zur eigenen Meinung zu stehen, sich nicht zu verbiegen oder zu beugen, ist solange gegeben, bis nicht körperliche Gewalt oder weltliche Gesetze dagegen stehen. Er ist dagegen wirklich eingeschränkt, wenn man z. B. eine Gefängnisstrafe absitzt, vergewaltigt oder entführt wird. Diese Zwangsmaßnahmen und -situationen erzeugen Leiden, besonders, wenn man sich unschuldig fühlt oder körperlicher Gewalt unterlegen ist. Widerstand verschlimmert in der Regel das Leiden. Kriminalpsychologen raten Opfern – so grauenhaft die Vorstellung auch sein mag - immer zur Akzeptanz (kein Einverständnis) und Kooperation, weil sonst das Leben in Gefahr ist.

 

Es ist sicherlich kein Trost, aber wenn man jemandem Lebenschancen einschränkt oder nimmt, kommt Karma ins Spiel. Entweder ist es ein Ausgleich oder es kommt zum Ausgleich in einem späteren Leben. Auch das sind Erfahrungen der Seele.

 

 

2. Zwänge, die wir uns selbst auferlegen. Die Ursachen dieser Zwänge wirken - für uns meist sehr subtil - in unserem Unterbewusstsein.

 

Scheinbare Zwänge entstehen auch sehr häufig dadurch, dass wir uns selbst beschränken, meist im Denken und Glauben. Diese "verkürzte" Denkweise kann in Überforderung enden. „Ich muss perfekt, immer hilfsbereit, erfolgreich, einzigartig, gebildet, immer glücklich oder stark sein oder ich muss alles für Harmonie in meinem Umfeld tun.“ Die meisten Menschen haben mindestens einen dieser Glaubenssätze verinnerlicht und handeln entsprechend. Die Gründe können – wie so oft – in der Erziehung liegen, persönliche Glaubenssätze bilden sich aber auch in uns selbst. Wir halten daran fest, obwohl uns das Leben oft genug zeigt, dass sie nicht immer angebracht sind. Das wird verdrängt, weil es nicht zum Glaubenssatz passt, den man um jeden Preis behalten möchte, weil er "scheinbare" Sicherheit vorgaukelt.

 

Das ist eine der vielen Illusionen des Lebens. Gradlinigkeit gilt als Tugend. Wir betrachten unsere Welt mit linearen Maßstäben. Wenn wir unseren Blick weiten, erkennen wir, dass unser Universum eher fraktal aufgebaut ist.

 

Gradlinigkeit - im Sinne von nicht nach rechts oder links schauen - ist auch Selbstbeschränkung. So werden Glaubenssätze zum Zwang. Es ist das „immer“, ohne Ausnahme, in diesem Anspruch an sich selbst, das uns leiden lässt. Wir erlauben uns keine Fehler, keine Ausrutscher und keine Ausnahmen. „Ich muss aber doch …“ oder „Ich kann nicht anders …“ sind Fehleinschätzungen, die uns das Leben zur Hölle machen können, weil wir so nie zufrieden sind. Das gesteckte Ziel ist unerreichbar.

„Müssen und Sollen“ schränken nur dann unseren freien Willen ein, wenn wir daran glauben. Erlauben, zulassen, und loslassen, nimmt den inneren Zwang.

 

Wir haben immer wieder die Wahl, uns in jedem Moment neu dafür zu entscheiden, was uns gut tut, was uns in diesem Moment am besten dient. Unser Gefühl, wenn es frei ist von Angst, die aus unreflektierten Glaubenssätzen stammt, gibt uns dazu die besten Hinweise.

 

Das Bedürfnis nach Selbstbestimmung „schlummert“ in uns und verursacht Unbehagen oder sogar Leiden, wenn es nicht erfüllt wird. Es hält an, bis wir erkennen, dass nur wir selbst die Verantwortung für unser Leben und unser Verhalten haben. Es ist ein wichtiger Entwicklungsschritt für den Menschen, diese Erkenntnis umzusetzen und danach zu leben. Dann geht es uns besser. Wir handeln in Übereinstimmung mit unserem seelischen Ich, unserer wahren Persönlichkeit.

[scan] www.seele-verstehen.de

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