Ego, das andere "Ich" - Seele verstehen

Ego,

das andere ich ...

Ego könnte man platt übersetzen mit Selbstbewusstsein, hört sich positiv an, wenn man ein gutes hat und negativ, wenn es einem fehlt. So einfach ist es aber nicht.

 

Es ist in jedem Fall vorhanden, hat aber viele verschiedene Varianten. Es ist uns unverzichtbar und steuert, meist unbewusst, unser Leben. Wir funktionieren damit, wie ein Automat. Denken ist nicht mehr notwendig, wenn wir dem Ego vertrauen. Gefühle werden verdrängt, wenn es dem Ego dient. Wir könnten so auch schlafwandeln. Viele Menschen leben auf diese Weise.

 

"Das Ego wird gefüttert", mit jeder Bestätigung und Zuwendung. Das Ego ist also abhängig davon, wie wir von außen wahrgenommen werden. Das ist uns in der Regel nicht gleichgültig. Wir "basteln" deshalb gern an unserem Ego, wir polieren es auf, damit es gut aussieht.

 

Status, Besitz, Rang. heben uns von anderen ab, Trend, Mode, Mainstream und "alles was angesagt ist", lassen uns dazu gehören, wo wir dazu gehören möchten.

 

Idealerweise möchten die meisten Menschen gern "Top Baboon", also der Oberaffe sein: Einer Gruppe angehören und von allen als der Chef oder mindestens als "Vorstandmitglied" anerkannt sein, also einer, der ein bisschen besser ist, als alle anderen, die man aber braucht, um dieses "Top-Gefühl" zu erhalten, leider sind diese Positionen im wirklichen Leben dünn gesät.

 

So ist das Ego manchmal angekratzt, wenn einem der Chef mal wieder gezeigt hat, wo es lang geht. Wenn das regelmäßig geschieht und man auch von eigentlich "gleichrangigen" Mitmenschen missachtet oder gar herabgewürdigt wird, gibt es für die meisten Menschen zwei Strategien, die wechselseitig verfolgt werden:

 

Resignation, mit der Folge von Selbstmissbilligung und Selbstsabotage zur Selbstbestätigung des fehlenden Selbstwertes. Nach oben „buckeln“, sich noch kleiner machen, als man sich eigentlich schon fühlt, bis hin zu Märtyrertum. Das Ergebnis ist Leiden.

 

Arroganz und Unterdrückung, Dünkel und ständiger Kampf, um bessere Positionen und Plätze, nach unten „treten“, mit der Hoffnung, so weiter nach oben zu kommen. Das Ergebnis ist ebenfalls Leid.

 

Wo kommt dieses Ego her, das uns doch oft nur leiden lässt?

 

Das Ego ist ein Konstrukt aus Prägungen von Außen, die durch die eigenen Erfahrungen – im Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung – bestätigt wurden und so als „richtig“ in unserem Denken verankert sind.

 

Ein kleines Kind ist so lange frei von Ego, wie es erlaubt ist, unbefangen seine Umgebung, die alles ist, was es kennt, zu erkunden. Wenn sie so ein Kind beobachten, werden sie feststellen, es ist glücklich, es lacht, wenn es etwas wieder erkennt und es ist neugierig, wenn es etwas Neues wahrnimmt. Das einzige, was es hemmt, sind seine Instinkte. Die Verbindung zur Mutter, die es nährt, ist überlebenswichtig. Ohne die Mutter in der Nähe, kann es nichts tun. Es brüllt. Wir alle haben das oft beobachtet.

 

Die ersten Prägungen, die übernommen werden, stammen aus diesem Grund von der Mutter und dem Vater, den ersten Kontaktpersonen. Sie meinen es gut mit dem Kind. Sie versuchen, ihm beizubringen, was sie selbst gelernt haben, ihre Prägungen. So entstehen Traditionen. Aus Traditionen entstehen Kulturen. Kulturen sind das Regelwerk der Menschen. Die Natur kennt andere Regeln, die man aber nur erkennt, wenn man sie selbst ergründet. Daran werden Kinder oft frühzeitig gehindert, weil man ihnen „schlechte Erfahrungen“ ersparen möchte. Man verhindert aber gleichzeitig auch die guten Erfahrungen des Kindes.

 

So entstehen persönliche Glaubenssätze, die übernommen wurden:

 

Ich passe mich an, um dazu zu gehören.

 

Ich bin brav und freundlich, damit ich geliebt werde.

 

Ich befolge die Regeln, um ein Teil der Gemeinschaft zu sein.

 

Ich tue, was man mir sagt, dann werde ich akzeptiert.

 

Ich vermeide Widerspruch, denn sonst werde ich abgelehnt.

 

Ich schwimme immer mit, sonst gehe ich unter.

 

Wer bezahlt hat Recht.

 

Andersdenkende denken falsch.

 

 

 

Aber auch:

 

Ich mache mich größer, um Aufmerksamkeit zu bekommen.

 

Ich muss drängeln, um nach vorn zu kommen.

 

Ich arbeite an meiner Kompetenz, damit mir andere folgen.

 

Akademische Bildung ist die Voraussetzung für meinen Erfolg.

 

Ich strenge mich an, sonst erreiche ich nicht meine Ziele.

 

Erfolg hat nur, wer sich durchsetzen kann.

 

Wer nicht für mich ist, ist gegen mich.

 

Mein Status ist immer positiv, Schwäche macht mich klein.

 

Besitz gibt Sicherheit.

 

Klasse setzt sich durch.

 

Geld ist Macht.

 

Unabhängigkeit macht frei.

 

Beziehungen sind für mich nützlich .

 

Andersdenkende müssen bekämpft werden.

 

 

Persönliche Glaubenssätze sind hartnäckig. Selbst wenn Beweise erbracht werden, die diese Glaubenssätze widerlegen, können sie von vielen Menschen nicht akzeptiert werden. Es würde sonst das sehr unbequeme Gefühl von verstandesmäßiger Unstimmigkeit entstehen. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Weil es so wichtig ist, die persönlichen Glaubenssätze zu bewahren, als "Boden unter den Füßen" oder Sicherheitsnetz, versuchen viele Menschen alle Abweichungen von ihren persönlichen Glaubenssätzen mit Vernunft zu widerlegen, sie zu ignorieren oder sie sogar zu leugnen.

 

Jeder hat sein individuelles Ego, abhängig von seinen Prägungen. Selbst im Urwald ausgesetzte Kinder haben überlebt, wenn sie sich entsprechend den Prägungen ihrer Umwelt angepasst haben.    

 

Ego ist in diesem Sinn eine Überlebensstrategie, die meistens auch erfolgreich ist. Sie ist aber mit Leiden verbunden. Erfolg macht nicht glücklich, weil man ständig für ihn kämpfen muss, das kostet Lebenskraft und macht krank. Anpassung macht ebenfalls nicht glücklich, weil man seine eigene Natur unterdrückt. Auch hier sind Krankheiten oft die Folge. Der Körper sucht ein Ventil.

 

Wie beendet man also sein Leiden und findet persönliches Wohlbefinden?

 

Nun, es dauert in der Regel etwas, bis man von der Fremdbestimmung zur Selbstbestimmung findet, dennoch gelingt es nicht allen Menschen. Bewusstsein ist auch hier das Schlüsselwort. Bewusstsein entwickelt sich. Erfahrungen ebnen den Weg. Glaubenssätze, die unser Verhalten prägen, sind nicht richtig, weil sie uns vermittelt werden, sie sind auch aus dem gleichen Grund nicht alle falsch. In der Lebensmitte fängt man oft an, zu reflektieren. Viele Menschen ändern zu diesem Zeitpunkt ihr Leben, manchmal in dramatischer Weise. Sie wollen nicht länger leiden.

 

Die Erkenntnis, nicht immer um alles kämpfen zu müssen, nicht gegen alles, was einen stört opponieren zu müssen, aber auch nicht alles ertragen zu müssen, was einen einschränkt, nicht die anderen in Freund und Feind zu unterscheiden, Abhängigkeiten zu akzeptieren, ohne sich unfrei zu fühlen, sich selbst als Teil des Ganzen zu begreifen ohne zu werten, heißt, das eigene Ego zu kontrollieren und sich nicht von ihm kontrollieren zu lassen.

 

Es geht also nicht um die Überwindung des eigenen Egos im Sinne von Auslöschung. Das Ego gehört zu uns, es ist, wie ich schon sagte, eine Überlebensstrategie. Es ist nützlich, es zu kennen, es im Zaum zu halten aber sich nicht von ihm das Leben diktieren zu lassen. Ängste sind nützlich, um z. B. zu verhindern, dass wir uns von einem Turm stürzen, in der Erwartung, wir könnten fliegen, aber nicht hinter jedem Busch sitzt ein Indianer.

 

Das Leben zu leben, wie es kommt, es anzunehmen mit all seinen Chancen und Risiken, mit all seinen Fehlern und Umwegen, ohne das ständige Bedürfnis nach mehr, ohne den Wunsch, alles beschleunigen oder aufhalten zu müssen, das ist es, was Freiheit bedeutet. Es ist das Ende von Schuldgefühlen und den daraus erwachsenden Dramen, das Ende des Leidens.

 

Schon die Verhaltensforschung hat herausgefunden, dass Lernen mit Freude erfolgreicher ist, als das Lernen durch Leiden. Fehler gehören zum Lernen dazu, nicht jedoch Schuldgefühle. Die werden uns vermittelt, es liegt aber an uns, sie zu empfinden und anzunehmen oder eben nicht. Fehler wiederholen sich so lange, bis man gelernt hat. Manche kann man korrigieren, manche kann man wieder gut machen. Fehler frei zuzugeben ist der erste Schritt, ohne Schuldempfinden, aber mit Offenheit und Ehrlichkeit.

 

Unser Handeln ist manchmal die Ursache für das Leid von anderen. Reue ist Einsicht. Einsicht ist Lernerfolg. Jemandem absichtlich zu schaden löst Karma aus. Nach dem Naturgesetz des Ausgleichs bleibt nichts offen, auch wenn der Ausgleich erst viel später, in einem der folgenden irdischen Leben, erfolgt. Auch diese Erfahrung will gemacht und gelernt werden.

 

Machen Sie sich ihr Ego bewusst. Es ist nicht alles falsch aber meist auch nicht alles richtig. Auch wenn sie glauben, dass sie es sind, es ist ihr anderes ich. Es ist das Ich, das ihnen von anderen suggeriert worden ist. Was sie erleben ist die Resonanz auf dieses Ego, denn so werden sie gesehen. Wenn Ihnen Ihr Leben nicht gefällt, wenn sie leiden, wenn sie unzufrieden sind, wenn sie gern mehr Freude in sich und bei den anderen spüren möchten, gehen Sie auf die Suche nach Ihrem wirklichen Ich. Die Michael Teachings können vielleicht dabei helfen.

 

 

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